Endlich: Jazz Icons Series 5 ist da! Sechs DVDs voller Schätze. Höhepunkt und echte Rarität ist die Farbaufzeichnung von Thelonious Monk 1969 in Paris. Der enigmatische Genius zelebriert in 65 Minuten solo am Klavier neun seiner Kompositionen und zwei Standards. John Coltrane ist grandios mit Sätzen aus A Love Supreme 1965 beim Festival in Antibes/Juan-Les- Pins. Art Blakey macht 1959 im Pariser Olympia seinen Mannen um Wayne Shorter mächtig Druck. Johnny Grif fin begeistert 1971 mit Dizzy Gillespie in Chateauvallon. Simultan-Multisaxofonist Roland Kirk überzeugt 1972 in Paris, und ein Jahr später demonstriert dort Trompeter Freddie Hubbard kraftprotzend selbstzerstörerisches Powerplay (Jazz Icons Series 5/www.mosaicrecords.com).
Instrumentale Kraftmeierei war die Sache eines Miles Davis nie. Er hielt mit seinem metallisch coolen, vibratolosen Ton dagegen, auch dann, als er gegen Ende seiner Karriere als Rockstar seine Musik immer druckvoller fett groovend gestaltete – um sich schließlich überraschend mit einem retrospektiven Schwanengesang zu verabschieden. Konzentriert ist das nachzuhören auf Miles Davis, Live At Montreux Highlights 1973-1991, (Eagle/edel 1098834E11). Der Part des 1973er Konzerts, also vor Davis’ vorübergehendem Rückzug von der Szene, macht nur 28, zum Teil am Geschehen vorbei gefilmte Minuten aus. Die nach Davis’ Comeback ab 1984 einsetzenden jährlichen Konzerte am Genfer See sind alle vertreten. Zunächst ist trotz der Elektrifizierung die Musik der Band mit John Scofield und Al Foster noch jazzaffin transparent; dann wird sie zunehmend durch eine funky und fast maschinenmäßig groovende Begleitorchestrierung bestimmt. Lange Jimmy-Hendrix-hafte Gitarrensoli von »Leadbassist« Foley McCreary und extrovertierte Saxofonexkurse Kenny Garretts – später Rick Margitzas – machen die Konzerte zu bejubelten Rockevents, in denen sich der magische Trompetenklang jedoch stets Respekt gebietend behauptet. Dann 1991 der Abgesang des Prince of Darkness. Mit einer Allstar Big Band unter Quincy Jones versucht er die legendären Arrangements aus der Zusammenarbeit mit Gil Evans wiederzubeleben. Dabei behauptet er sich mühsam, doch mit Würde, vor dem mitunter unkoordiniert wirkenden Orchester; schwierige Passagen überlässt er seinem jungen Kollegen Wallace Roney. Der 73er Clip und alle Konzerte ab 1984 finden sich vollständig – bis auf geringe Schnitte – auf den 10 DVDs der Box Miles! The Definitive Miles Davis At Montreux DVD Collection 1973-1991 (Eagle/Edel 1098867ERD); aufschlussreiche Interviews – vor allem die mit Claude Nobs, Carlos Santana und Herbie Hancock – ergänzen das Programm.
Zum Schluss noch ein schönes Beispiel dafür, wie Jazz gesehen gehört. Die 1984er BBC-Produktion von Oscar Petersons Easter Suite gilt als Opus Magnum des Meisterpianisten. Dabei ist die Programmatik der Musik des Trios nicht ohrenfällig, sorgt aber durch die strenge thematische Bindung für eine seltene Konzentration im sonst oft ausufernden Spiel des Kanadiers. (Oscar Peterson’s Easter Suite, Arthaus/ Naxos 107063).
Thomas Fitterling, 30.11.1999, RONDO Ausgabe 2 / 2012
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