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N° 1354
20. - 26.04.2024

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am 27.04.2024



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Zugabe

Namen, Nachrichten, Nettigkeiten: Neues von der Hinterbühne

James Levine hat sich von seinen Frotteehandtüchern getrennt. Die gelben Ungetüme, lässig über die Schulter gelegt, waren jahrelang eine Art Erkennungszeichen des schwergewichtigen Dirigenten. Im letzten Jahr stürzte Levine, derzeit Chef des Boston Symphony Orchestra, auf offener Bühne. Seit einer Schulteroperation hat er ärztliche Order, auf die kuscheligen Frotteefreunde zu verzichten. Daher hat sich Levine ein neues Markenzeichen zugelegt. Er nuckelt – bei Proben und auf Pressekonferenzen – an einem schwarzen Camping-Kaffeebecher. Was darin ist? Limonade ...
Durchbruch für Sophie Koch. Der Mezzosopranistin gelang mit Berlioz’ „Damnation de Faust“ an der Semperoper eine Rückkehr ins eigene Fach. Nachdem die Französin in Strauss- und Mozartpartien zum Dresdner Darling avanciert war, zeigte sie sich als weißgolden strahlende, erotisch drängende Margherite – und damit als eine der zurzeit besten Sängerinnen des französischen Fachs. So wird mit der Ansicht aufgeräumt, die französischsten Sängerinnen kämen (trotz Natalie Dessay) vor allem aus England (Felicity Lott) und Texas (Susan Graham).
Nach dem Boston und dem San Francisco Orchestra hat auch das Chicago Symphony Orchestra ein hauseigenes Label gegründet. Unter dem Namen „CSO Resound“ erscheint zunächst ein Mitschnitt von Mahlers Dritter unter Bernard Haitink. Damit verzichten immer mehr Orchester auf die großen, starorientierten Labels. Amerikanische Orchester gelten nicht nur bei europäischen Klassikfirmen als zu teuer.
Nach seinem „Freischütz“-Desaster an der Deutschen Oper Berlin steht Renato Palumbo mit dem Rücken zur Wand. Der GMD hatte sich den Repertoireklassiker gewünscht, dann aber von Beginn an eher versagt. Nach gänzlich verwackeltem Jägerchor musste die Aufführung für Buhstürme unterbrochen werden. Unterdessen nannte Kultursenator Klaus Wowereit die Forderung nach einer Ablösung Palumbos „geschmacklos“. Er muss es wissen, lässt er sich doch seit Amtsübernahme kaum mehr in Berlins Opernhäusern blicken. Tatsächlich scheint es ungewiss zu sein, ob auf die Schnelle Ersatz wie Myung-Whun Chung, Daniele Gatti oder Donald Runnicles engagiert werden kann – ob Palumbo geht, erst recht. Denn es fragt sich auch: Wohin?!
Wechselt Ioan Holender, Direktor der Wiener Staatsoper, zur Mafiawelt? Er wird Opernberater im sizilianischen Catania.
Letzte Hoffnung: Peter Mussbach, Intendant der Berliner Staatsoper Unter den Linden, will während der Sanierung des Knobelsdorffbaues (ab 2009) eine provisorische Spielstätte am Marx-Engels-Forum (neben dem Roten Rathaus) errichten lassen. Die Finanzierung ist ungeklärt. Der Sinn auch. Nachdem Potsdam seine Blechbüchse nach Zagreb verkauft hatte (und wieder ein eigenes Theater hat), sind alle schlechten Erfahrungen (aus Venedig, Verbier etc.) fast schon vergessen.
Der Pianist Vladimir Ashkenazy hat in Italien das sofortige Ende seiner Konzertkarriere verkündet. Als Gründe gab er physiologische Probleme an. Ashkenazy leidet unter einer arthritischen Verkrümmung der Finger. Im CD-Studio will er weiter spielen.
Anna Netrebko, ungeachtet des Medienhypes um ihre Person als ebenso gewissenhafte wie fleißige Sängerin bekannt, trug bei ihrem Berliner Operndebüt in Massenets „Manon“ gut sichtbar ein Körpermikro. Ließ sie ihre Stimme verstärken oder wurde das Gerät nur für die Rundfunk- und Fernsehübertragung benötigt? Eine entsprechende Anlage zur Unterstützung des Halls ist in der Berliner Staatsoper ohnehin üblich. Netrebkos Mikroport rührt an eines der großen Tabus der internationalen Opernszene. Werden die Sänger regel mäßig elektroakustisch unterstützt? An Riesenhäusern wie der Metropolitan Opera in New York ist’s seit Jahrzehnten obligat. Den Zuschauer beschleicht ein frag würdiges Gefühl.
Tenor Juan Diego Flórez hat ein Vorleben als Schlagersänger. Sein Auftritt beim Festival de la Paz wurde im spanischen Fernsehen übertragen und ist auf You Tube zu sehen: http://www.youtube.com/watch?v= a7NVo-ZoDos. Flórez war damals 16 Jahre alt.

Robert Fraunholzer, 09.08.2014, RONDO Ausgabe 3 / 2007



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