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(c) Margaret Malandruccolo/DG
Lässig auf einen Regiestuhl gelehnt, hinter ihm eine alte Filmkamera und im Hintergrund die Hollywood Hills – so präsentiert sich Daniel Hope für sein neues Album „Escape To Paradise“. Ganz großes Kino sind diese Posen wohl nicht – doch zum Glück ist der Musiker beredt genug, die Geschichte seines Albums auch selbst zu erzählen.
Diese vielschichtige Erzählung lässt Hope nicht in Hollywood, sondern in London beginnen. Dorthin war er mit seinen Eltern im Alter von vier Jahren aus Südafrika emigriert, wo sich sein Vater gegen das Apartheidregime engagiert hatte. Und hier drückt ihm sein Lehrer eines Tages die Aufnahme von Wolfgang Korngolds Violinkonzert mit Jascha Heifetz in die Hand. Mit dem Konzert, das Heifetz auf den Leib geschrieben war, hatte Korngold 1945 nach einer glänzenden, aber aus der Not des Exils geborenen Filmmusikkarriere das Comeback als sinfonischer Komponist versucht. Für Hope wurde das Anhören der Aufnahme zu einem Schlüsselmoment: „Das war nicht ein Musiker, das war nicht ein Geiger, das war etwas Anderes“ erinnert er sich: „Es war diese unvergleichliche Art, die Violine wie ein Rennpferd zu beherrschen, sie an die Grenze zu führen und dazu diese irrsinnig schöne Musik – und der Zwiespalt zwischen Beidem.“
Erst nach diesem Vorspann führt uns Hope mit seinem Bericht nach Hollywood, wo er sich im Archiv der Paramount-Studios auch staubbedeckte Mappen mit Korngolds Filmmusikskizzen vorlegen lässt – und beeindruckt ist von der gewaltigen Kreativität, die Korngold unter den keineswegs paradiesischen Arbeitsbedingungen der Traumfabrik entfaltete. Sich mit dem geschichtlichen Hintergrund von Musik zu beschäftigen, ist Teil von Hopes Selbstverständnis als Künstler. Gerade die Musik von Exilanten hat für Hope, dessen Großvater noch als Beleuchtungsingenieur unter Max Reinhardt arbeitete und schließlich 1930 nach Südafrika floh, einen ganz besonderen Stellenwert. Doch eine bloße „Exilplatte“ habe er nicht einspielen wollen. Erst im Film, der vielen Exilkomponisten zumindest vorübergehend eine neue künstlerische Heimat bieten sollte, habe er endlich das passende Motiv gefunden, um Geschichten von Flucht und künstlerischem Überleben in einem größeren Zusammenhang zu erzählen – und mit ihnen die Geburt des Hollywoodsounds aus dem Geist des alten europäischen sinfonischen Ideals. Trotz der Vielfalt der Stücke und der oft glänzenden Oberfläche der Filmthemen sind die Verbindungen vielfältig und sorgfältig geknüpft: Sie beginnen bei Korngolds erster Bühnenkomposition in Wien und schließen auch Musik des wenig bekannten (und auch weniger erfolgreichen) Exilanten Eric Zeisl ein. Über Miklós Rózsa – der für Hope der eigentliche Erfinder des großen epischen Filmsounds war – spannt sich der Bogen schließlich bis hin zu Nachgeborenen wie John Williams oder Thomas Newman. Und weil man „Geschichten am besten mit Freunden erzählt“, sind auch Max Raabe und sogar Sting (mit einer eigenen Adaption eines Liedes aus Eislers „Hollywood Liederbuch“) in Gastauftritten mit Hope zu hören – nicht zuletzt als Zeugen dafür, wie vielfarbig und lebendig das Erbe der Exilanten bis heute ist.
Carsten Niemann, RONDO Ausgabe 4 / 2014
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