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(c) Meta4
Im Konzertsaal oder im Aufnahmestudio geht es bei ihnen selbstverständlich ernst, konzentriert, mit Tiefe zu. Außerhalb aber, etwa bei Fotosessions, können Antti, Minna, Atte und Tomas auch äußerst cool bis klamaukig sein. Dann scheint Minna Pensola glatt ihrem Geigerkollegen Antti Tikkanen von hinten das Instrument über den Schädel ziehen zu wollen. Oder wie eine Rock-Independent-Band plauschen die drei Jungs in der Garderobe miteinander, während die Kollegin noch schnell ihre Lippen nachzieht. Solche Schnappschüsse belegen eindeutig, warum dieses Streichquartett zu seinen Stärken nicht nur einen „transparenten, farbenreichen Klang“ zählt, sondern eben auch „Spaß“.
Dass man keine Streichquartettformation von der Stange ist, spiegelt zudem der Ensemble- Name wider. 2001 taufte man sich nach den Initialen der Vornamen der vier Gründungsmitglieder „Meta4“. Seit dem Wechsel an der Bratsche 2006 und dem Einsteig von Atte Kilpeläinen müsste man eigentlich ordnungsgemäß „Mata4“ heißen. Aber egal. Dafür ist man ja der ursprünglichen Ensemble-Philosophie bis heute treugeblieben. So werden neue Stücke so oft es geht in Konzerten gespielt, um dem Anspruch des Werks und der vier Musiker möglichst nahe zu kommen. Zudem widmet man sich neben dem prominenten Quartettrepertoire stets der zeitgenössischen und da vor allem der heimischen finnischen Musik von Kaija Saariaho, Jaakko Kuusisto und Jouni Kaipainen. „Mit Komponisten zusammenzuarbeiten, ist enorm bereichernd“, so Antti Tikkanen. „Und zum Glück schreibt man in Finnland eine Menge guter Musik.“
Auch auf dem Gebiet der Kammermusik hat sich rund um Helsinki einiges getan. Im Sommer herrscht schon fast ein Überangebot an Kammermusikfestivals. Und vorbei sind die Zeiten, als angehende Streichquartette ihre Heimat verlassen mussten, um sich den letzten Schliff eines Quartett- Profis holen zu können. Auch „Meta4“ ging vor zehn Jahren noch diesen Schritt und entschied sich für Lehrjahre bei Hatto Beyerle in Basel. „Beyerle lenkte unser Ohr auf Dinge, die wir bis dahin völlig überhört hatten.“ Seitdem ist es für „Meta4“ stetig, aber eben nie überhastet die Karriereleiter nach oben gegangen. Nach ersten Preisen beim Schostakowitsch-Quartettwettbewerb in Moskau und dem Wiener „Joseph Haydn Kammermusikwettbewerb“ nahmen die Einladungen in die internationalen Konzerthäuser zu. Und unter den bisher vier CD-Einspielungen findet sich auch eine mit Haydn-Quartetten – 2009 ausgezeichnet mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Nach der vorerst letzten, 2012 veröffentlichten Aufnahme mit Werken von Schostakowitsch hat man sich zwei Jahre Zeit gelassen, um sich mit Béla Bartók einem weiteren Quartett-Klassiker der Moderne zuzuwenden. „Das von ungarischer Volksmusik gespickte 1. Quartett hat seine Wurzeln noch ganz in der klassischen Tradition und im 19. Jahrhundert. Das Fünfte ist dagegen wesentlich abstrakter und bildet damit eine Brücke zur neueren Musik.“ Wenn es daher um die musikalische Offenheit, Neugier und Bandbreite von „Meta4“ geht, haben die vier Musiker in Bartók gerade einmal wieder einen idealen Gesprächspartner gefunden.
Hänssler Classics/Naxos
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