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Ein Interview auf Englisch? Das wäre bei Sol Gabetta die simpelste Lösung. Da hat die junge Cellistin doch weitaus schönere Idiome zu bieten. Wie wäre es mit Spanisch, der Sprache ihres argentinischen Vaters? Oder mit Französisch, ihrer – im wahrsten Sinne – Mutter- Sprache? Oder vielleicht Russisch, das sie zuerst bei den Großeltern mütterlicherseits erlauscht und später bei ihrem russischen Cellolehrer Ivan Monighetti perfektioniert hat? Man kann sich aber auch schlicht und einfach für Deutsch mit leicht schweizerischem Zungenschlag entscheiden. Auch wenn Sol Gabetta sagt, sie habe kein Problem, überall zu leben: Ihr Lebensmittelpunkt liegt heute in und um Basel – privat wie beruflich.
Wenn die Mutter Pianistin und der Bruder Geiger ist und dann die kleine Sol – der „Sonnenschein“ der Familie – eine große Begabung zeigt, dann scheint der weitere Weg vorgezeichnet: erstes Cello mit viereinhalb, Umzug der Familie nach Madrid, als Sol gerade einmal zehn Jahre jung ist. Mit 15 erneut ein Wechsel – diesmal in die Schweiz. Nicht, dass die Eltern Druck ausüben mussten: „Ich wollte schon erwachsen sein, als ich noch ein Kind war“, stellt Sol Gabetta klar. Dementsprechend legte sie sich ins Zeug und wurde mit zahlreichen Preisen belohnt. „Ich finde Wettbewerbe großartig“, schwärmt die 25-Jährige. „Man bereitet viel vor, man bekommt ein Kapital an die Hand. Es ist, als ob man ein Haus baut.“
Einer dieser Preise ist der „Crédit Suisse Young Artist Award“, den die Cellistin 2004 erhielt. Damit verbunden war unter anderem ein Auftritt mit den Wiener Philharmonikern im Rahmen der Luzerner Festspiele – immerhin mit Schostakowitschs zweitem Cellokonzert. Da traf es sich hervorragend, dass Sol Gabetta inzwischen Meisterschülerin bei David Geringas an der Berliner Hochschule Hanns Eisler geworden war. Er konnte nicht nur Infos zu Schostakowitsch aus erster Hand vermitteln, „er hat mich insgesamt sehr viel weitergebracht – menschlich und musikalisch.“ Im Februar dieses Jahres hat sie in Berlin ihr Diplom abgelegt, jetzt folgt das Leben in freier Konzertbahn.
Dafür ist Sol Gabetta bestens gerüstet – nicht nur durch die erste Solo-CD, die sie gerade herausgebracht hat. Als kleines Schmankerl spielt sie dort neben Tschaikowskys virtuosen Rokoko- Variationen und dem ersten Cellokonzert von Camille Saint-Saëns eine Rhapsodie ihres Landsmanns Alberto Ginastera. Auch hier schwingt ein bisschen Schweiz mit, denn der Argentinier komponierte das Stück am Wohnsitz seiner späten Jahre, in Genf, für seine zweite Frau Aurora.
Eine wundervolle Spielwiese hat sich die Cellistin jetzt ausgerechnet in Solsberg nahe Basel eingerichtet. Dort lockt seit diesem Jahr ein kleines Kammermusikfestival in die barocke Klosterkirche, das praktischerweise von Sols Lebensgefährten, einem Musikmanager, organisiert wird. Ein Festival wie dieses passt hervorragend zu Sol Gabetta. Da hat sie viele Menschen um sich und vor sich: „Ich brauche die Bühne, um mit dem Publikum zu kommunizieren.“ In diesem Fall nicht vielsprachig, sondern in der Sprache der Musik.
RCA/Sony BMG
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