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Ihre Trumpfkarte: Im Sommer 2004 gewann sie den Ersten Preis beim hoch renommierten ARD-Wettbewerb in München, schlug sich gegen 80 Konkurrenten bis zum Finale durch und brillierte dort mit ihrer Interpretation des Flötenkonzerts von Jacques Ibert. Zur Wahl standen außerdem Carl Nielsen und Krzysztof Penderecki – „aber schließlich bin ich Französin, da lag es nahe, dass ich auch das Ibert-Konzert spiele“, sagt Magali Mosnier. Voilà, ein bisschen Patriotismus kann nie schaden!
Nun also noch mehr Frankreich. Auf ihrer ersten CD versammelt die Flötistin Bekanntes und Unbekanntes zu einem fantasievollen Bouquet. Neben dem Ibert-Konzert, einem Concertino von Gounod und der Fantasie von Fauré sowie kleineren Bearbeitungen von Ravel gibt es zwei Raritäten: „Odelette“, eine impressionistisch angehauchte Pièce von Camille Saint-Saëns, und ein charmantes Concertino von Cécile Chaminade. Aber es wäre falsch, Madame Mosnier-Karoui, die mit einem Chirurgen und Hobbypianisten verheiratet ist, ganz in die Zeit der Belle Epoque abzuschieben. Der Moderne – und den Herausforderungen zeitgenössischer Werke – widmet sie einen Großteil ihrer Aktivitäten: „Das ist schließlich Teil unseres Jobs.“
Seit Langem gehört die Flötistin zum festen Stamm des Ensemble intercontemporain von Pierre Boulez. Unter seiner Leitung hat sie vor einigen Jahren „Pli selon pli“ aufgenommen, mit ihm war sie 2005 auf großer Europatournee, um den 80. Geburtstag des Komponisten und Dirigenten zu feiern. Der Finne Markus Lindberg gehört genauso zu den von ihr geschätzten Zeitgenossen wie Eric Tanguy oder Thomas Adès, der gerade an einem Flötenkonzert für Pahud arbeitet. „Vor kurzem haben wir in Turin ein frühes Werk von Henri Dutilleux aufgeführt“, erinnert sich die Französin, „eigentlich mochte der alte Herr gar nicht gerne daran erinnert werden.“ Zum Glück war der bekanntermaßen sehr selbstkritische Komponist beim Konzert anwesend – und ließ sich durch die Interpretation in späten Jahren doch noch von der Qualität seines Werkes überzeugen.
Aber es muss nicht immer schwere Flötenkost sein. Kürzlich rief Paul Meyer, der Klarinettisten- Freund an, und bald darauf fand sich Magali Mosnier im Studio in Paris – mit Kopfhörern auf den Ohren – wieder, um den Soundtrack zu dem Film „L’Avion“ (Das Flugzeug) von Cédric Kahn einzuspielen. Gabriel Yared, Haus- und Hofkomponist von Anthony Minghella („Der englische Patient“, „Der talentierte Mr. Ripley”), hatte die Musik geschrieben, der Orchesterpart war in Prag bereits eingespielt worden und Mosnier & Co. steuerten nur noch die fehlenden Soli bei: „Natürlich gibt es da viele Wiederholungen. Das Spannende war vor allem die exakte Synchronisation der zeitlichen Abläufe.“
Die muss Magali Mosnier auch im realen Leben genau im Visier haben. Da sind nicht nur die – zugegebenermaßen relativ wenigen – Dienste für ihr Radio-Orchester und die zahlreichen Gastkonzerte als Solistin, sondern auch die inzwischen acht Monate alte Violette, die das Ibert-Konzert bereits in der pränatalen Phase intensiv mitbekommen hat – beim Wettbewerb in München. Inzwischen geht die junge Mutter am liebsten gemeinsam mit Mann und Kind auf Reisen, so wie kürzlich nach Japan, wo die perfektionsverliebten Konzertveranstalter das Trio gar nicht so gerne in Empfang nahmen, wie Magali Mosnier freimütig berichtet. Nach zwei Wochen und acht erfolgreichen Konzerten war der Tenor genau umgekehrt: Bitte wiederkommen – und unbedingt mit Violette!
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