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Die Musik der ehemals sowjetischen Völker scheint immer noch das bestgehütete Geheimnis der Musikfreunde, dabei gibt es bereits eine Fülle an Veröffentlichungen. Zwei neue CDs erschienen in der Reihe „Musique du Monde“. Bereits der neunte Sibirien gewidmete Band ist „Buryat. Rites, fêtes et danses autour du lac Baïkal“ (Buda/Fenn Music 3017169). Die Feldforschungsaufnahmen sind keine künstlerischen Darbietungen. Die Interpreten sind großenteils ältere Damen mit durchaus ausdrucksstarken, noch kraftvollen Stimmen, die alte, teilweise schwindende Traditionen bewahrt haben. Sie geben – von buddhistischen und schamanistischen Gesängen bis zu Wiegen- und Hochzeitsliedern – ein authentisches Bild der Lebenswirklichkeit der außerhalb der Mongolei lebenden Mongolen.
Entfernt an türkische Musik erinnert der Mugam, die klassische Musik Aserbaidschans, in unseren Breiten eigentlich nur als „roots“ der Jazzpianistin Aziza Mustafa-Zadeh ein Begriff. Sie ist Ausdruck einer von persischen, kurdischen, griechischen, zentralasiatischen Elementen geprägten, doch eigenständigen Kultur mit einem sehr reichhaltigen Repertoire. Die Gruppe „Yanar Dar“ (in typischer Besetzung mit Schoßgeige, Lauten und Rahmentrommel) schöpft daraus in dem Konzertmitschnitt „Azerbaidjan: Les Orients du Caucase“ (Buda/Fenn Music 3017177). Der eigentümliche Jodelgesang, ein sehr schnelles Hin-und-her- Wechseln zwischen Kopf- und Bruststimme und die Verwendung von Mikrotönen ist gewiss nicht jedermanns Sache, doch die intensive, komplexe Musik mit ausgedehnten Improvisationen schlägt einen in ihren Bann.
Wohl noch vielfältigere Einflüsse kommen bei „Lôpe Kai“ (Iris/harmonia mundi 3001 896) zusammen, dem dritten Album der Sängerin Eneida Marta, einem mit allen Mitteln abwechslungsreicher Unterhaltungskunst durchgeführten Dauerangriff eines Energiebündels auf unsere Beinmuskulatur. Die Sängerin stammt aus Guinea-Bissau – ein winziges Land an der Küste Westafrikas, das zu den allerärmsten Flecken der Erde gehört, aber wie alle kulturellen Schmelztiegel musikalischen Reichtum bietet. Die Texte deuten die sozialen Probleme nur an und formulieren ermutigende Botschaften, die Musik ist kraftvoll und optimistisch. Mit Bravour wechselt Eneida Marta, die als Tochter eines angolanischen Sängers aufwuchs und ihre Karriere in Portugal aufbaute, zwischen verschiedenen Sprachen, während die Band, mal akustisch, mal elektronisch, nicht nur Rhythmen, sondern auch das Instrumentarium austauscht, so dass schon die wechselnden Klangfarben uns ständig auf Reisen schicken.
Marcus A. Woelfle, RONDO Ausgabe 2 / 2006
Zum Beethoven-Jahr hat sich André Heller etwas ganz Besonderes ausgedacht: Herr von Faninal im 2. […]
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Der Sommer war groß, die Festspiele waren viele, schön war unser finaler Abstecher ins Schweizer […]
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Wo kam das auf einmal her? Fragte man sich, als im November vergangenen Jahres dieser Schubert-Zyklus mit Nikolaus Harnoncourt und dem Chamber Orchestra of Europe aus den ORF-Archiven wie von Zauberhand wiederauftauchte. Harnoncourt war mit dem Kammerorchester eng verbunden, die Schubert-Sinfonien hatte er beim von ihm gegründeten Styriarte-Festival in Graz 1988 wellenschlagend dargeboten. Nun ist der Live-Mitschnitt auf 4 CDs erhältlich. Sowohl der Dirigent als auch das Orchester beweisen […] mehr »