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RONDO: Wann sind Sie zum ersten Mal auf den Namen Rahul Dev Burman gestoßen?
David Harrington: Ungefähr vor 15 Jahren. Damals fing ich gerade an, Filmmusik von Bollywood zu sammeln, die so unglaublich vielseitig und cool ist. Und dabei fiel mir auf, dass die meisten meiner Lieblingssongs von Rahul Dev Burman stammten und viele von ihnen von Asha Bhosle gesungen wurden. Über die Jahre wurde ich so mehr und mehr in ihre gemeinsame Welt hineingezogen.
RONDO: Wie würden Sie Burmans Kompositionen beschreiben.
Harrington: Zunächst ist Burmans Musik ungemein erfindungsreich, ständig gibt es bei ihm Überraschungen. Allein bei den Einleitungen seiner Songs weiß man nie, was als Nächstes kommt. Und dennoch brennt sich einem jede seiner Melodien einfach ins Gedächtnis ein. Als Orchestrator kann man Burman durchaus mit solchen „West“-Größen wie Strawinski und Debussy auf eine Stufe stellen. Und sein Sinn für die Melodik hat etwas von Gershwin oder Schubert.
RONDO: Mussten Sie sich dennoch mit dem Burman-Sound erst vertraut machen?
Harrington: Seitdem wir Burmans Song „Tonight Is The Night“ 1998 für das Album „Caravan“ aufgenommen haben, hat das Kronos Quartet eine fast natürliche, ungezwungene Beziehung zu seiner Musik. Das Kronos Quartet hat ja in den letzten 32 Jahren Werke von Hunderten Komponisten gespielt. Und einige der aufregendsten von ihnen – wie Alfred Schnittke und John Zorn – besitzen eben eine Klangsprache, die in ihrer Offenheit nicht immer an ein enges Aufführungskorsett gebunden sein muss. Genau in diese Kategorie fällt auch Burman. Wenn Burman heute noch leben würde, bin ich mir sicher, dass er für uns ein Streichquartett schreiben würde.
RONDO: Half rückblickend auch Ihre Zusammenarbeit mit Terry Riley, der sich in seinen minimalistischen Kompositionen an der indischen Tradition orientiert?
Harrington: Terry Riley hat das Kronos Quartet nicht nur mit ähnlich denkenden Musikern und Komponisten bekannt gemacht, von Pandit Pran Nath über Hamza El Din bis zu Jon Hassell und LaMonte Young. Gerade in Proben mit Terry haben wir auch viel über die musikalische Bandbreite von Nordafrika und Indien erfahren. Er ermunterte uns immer wieder, neue Wege in unserem Spiel zu gehen und dabei den Facettenreichtum von Klängen herauszuhören. Allein das hat uns sehr bei der Produktion von „You’ve Stolen My Heart“ geholfen.
RONDO: Auf dem Album ist neben dem indischen Tabla-Spieler Zakir Hussain auch die chinesische Pipa-Spielerin Wu Man dabei ...
Harrington: Für mich ist Burmans Musik die vielleicht internationalste Musik, die ich jemals gehört habe. Sie vereint so viele Einflüsse aus der ganzen Welt. Und genau diese verschiedenen Elemente wollte ich einarbeiten, wenngleich „You’ve Stolen My Heart“ einen amerikanischen Akzent besitzt. Die chinesische Würze bringt dagegen Wu Man ein – zumal sie aus ihrem Zupfinstrument eine Bandbreite an Sounds und Effekten herausholt, wie ich es noch nie erlebt habe. Ihre Pipa gibt dem Album einfach enormen Atem.
Warner/Nonesuch
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Guido Fischer, 28.02.2015, RONDO Ausgabe 4 / 2005
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