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Er knödelt – das könnte man sagen, wenn man Joseph Calleja, den sehr besonderen, ein wenig nasal klingenden, dabei irgendwie altmodisch anmutenden Tenor nicht mag. Aber das ist heute eine Minderheit. Denn der 34-jährige Malteser hat sich in den letzten zehn Jahren zu einer unverzichtbaren Größe auf allen großen Bühnen der Welt entwickelt. Und wird längst mit Beifall überschüttet. Er ist kein genuines Bühnentier, er überzeugt vornehmlich durch die Ebenmäßigkeit und Schönheit seiner Stimme, die in der Passagioregion ein fokussiertes Strahlen hat, das durchaus an den jungen Pavarotti erinnert.
»Als ich anfing, war ich ein Bündel Unsicherheit. Ich musste und wollte lernen, wurde ein wenig herumgestoßen von den großen Fischen im Teich, aber das muss wohl so sein«, lacht er heute mit breitem Grinsen, fröhlich und mit neuer, dicht verpflanzter Haarpracht. Da ist einer mit sich zufrieden und lebt in der Balance. »Obwohl das nur so aussieht. Ich bin ein Entertainer, ich will die Leute glücklich machen und zum Weinen bringen, ich will sie unterhalten, sie sollen mit mir eine gute Zeit haben. Und das nehme ich sehr ernst.«
Joseph Calleja, der englisch und italienisch erzogen wurde, lacht noch erstaunter, wenn man ihn auf seinen (ebenfalls maltesischen) Namensvetter anspricht. Der war in Hollywoods Goldener Zeit ein gesuchter, weil exotisch anmutender Nebendarsteller, der auch singen konnte. »Den kennen Sie? Ich bin erstaunt«, kommt es anerkennend. Ob er ihm auch einmal ein Tribute-Album widmen wird? Man wird sehen. Jetzt ist erst einmal Mario Lanza dran, auch eine Hollywood-Erfindung, herrlicher Tenorschmalz, aber auch ein großer, ein wenig verkannter Könner, der den Weg auf die Bühne nie wirklich fand. »Be My Love«, heißt Callejas viertes Soloalbum. Und so klingt es auch: Canzone-verliebt, stimmprunkend, leidenschaftlich.
Er folgt Lanzas Spuren, sowie viele seiner großen Stimmfachvorgänger, singt Schlager und Opernarien mit dem gleichen Vokalglanz und makelloser Technik. Die Unschuld der Fünfziger ist hier wie im Brennglas eingefangen. Ja, Joseph Calleja, der erst ein wenig nach seinem Platz im Tenorhimmel suchen musste, ist unüberhörbar angekommen.
Decca/Universal
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