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Wer stets vom Glauben besessen war, dass der Mensch doch eigentlich nur in der Kunst seine wahre Erfüllung finden könne, der durfte nicht eher scheiden, als bis er dafür den allerletzten Beweis geliefert hatte. Und zwar im Stile eines Gesamtkunstwerkers, wie ihn die Welt trotz Richard Wagner noch nie gesehen hatte. Als Aufführungsort seines schon fast megalomanischen Projekts „Mysterium“ hatte sich Alexander Skrjabin den Fuß des Himalajas ausgeguckt. Sieben biblische Tage lang sollten über 2.000 Jünger eine multimediale Prozession feiern. Als Synthese sämtlicher Künste von Musik und Tanz über Architektur bis zum Theater. Und den Rausch der Menge hätten zudem Farbenspiele und betörende Düfte erhöht.
Bekanntermaßen wurde daraus nichts. Mit 43 Jahren verstarb Skrjabin 1915 und damit vor genau einem Jahrhundert. Der Russe soll zwar nichts mehr gefürchtet haben, als sich von dieser Welt zu verabschieden und lediglich Klaviersonaten und Sinfonien zurückzulassen. Doch auf die anhaltende Popularität auch seiner Préludes und Etüden wäre manch anderer Komponist mächtig stolz. Die Skrjabin zu Ehren zusammengestellte komplette Werkschau kann denn auch mit großen Klavier-Namen auftrumpfen – angefangen von Horowitz und Richter bis hin zu Aimard und Trifonov. Und die Orchesterwerke liegen bei Gergiev und Ashkenazy ebenfalls in kompetentesten Händen. Zwei Kompositionen dieses Exzentrikers und Chopin-Fans lassen aber besonders aufhorchen. 1899 steuerte er für eine Kollektiv-Komposition zusammen mit u. a. Glasunow und Rimski-Korsakow eine Orchestervariation bei. Und 1996 komplettierte ein gewisser Alexander Nemtin seine Rekonstruktion eines musikalischen Prologs, den Skrjabin für sein „Mysterium“ nur anskizziert hatte.
Guido Fischer, RONDO Ausgabe 3 / 2015
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