home

N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Startseite · Oper & Konzert · Pasticcio

Unverkennbare Felsnase: Richard-Wagner-Kopf am Großen Arber (c) Bayerisches Landesamt für Umwelt

Pasticcio

Von Gott in Stein gemeißelt

Es ist ja nicht so, als ob Richard Wagner keinerlei Wertschätzung auch in der Kunst und speziell von der Bildhauerei erfahren hätte. Denkmäler gibt es schließlich einige in deutschen Landen. In Sachsen thront der Meister monumental in Bronze. Im Berliner Tiergarten ist er in Marmor gehauen. Und während in Leipzig erst 2013 der Bildhauer Stephan Balkenhof Wagner in gleich zwei Größen auf einen Sockel gestellt hat, darf selbstverständlich auch im Bayreuther Festspielpark keine imposante Büste fehlen. Aber was sind all diese menschengemachten und wie im Fall Balkenhof heftig diskutierten, dreidimensionalen Wagner-Kunstwerke gegen die Verbeugung der Natur vor dem Komponisten.
Bereits vor geschätzten 500 Millionen Jahren schälte sich Wagners markantes Profil aus der Felsformation auf dem Gipfelplateau des im Bayerischen Wald gelegenen Großen Arbers heraus. Die verblüffende Ähnlichkeit fiel aber offiziell erst 1934 auf, als in einem Prospekt zum ersten Mal die Bezeichnung „Richard-Wagner-Kopf“ auftauchte.
Möglicherweise war es der Fachschullehrer Anton Pech – der auch als „Hausmeister des Bayerischen Waldes“ in die Annalen einging –, auf den dieser Name zurückgeht. Nachweislich ist hingegen gesichert, dass Wagner sein steinernes Abbild nie persönlich gesehen hat. Nun hat dieser riesige Wagner-Schädel eine besondere Ehrung erhalten: eine Fachjury, die jährlich unter Leitung des Berufsverbands Deutscher Geowissenschaftler das Gestein des Jahres wählt, hat den „Richard-Wagner-Kopf“ zu „Bayerns Gestein des Jahres 2015“ gekürt. Jetzt bleibt nur noch abzuwarten, ob das örtliche Tourismus-Büro diese Auszeichnung verwerten und für alle wanderlustigen Wagnerianer entsprechende Routen zusammenstellen wird.

Guido Fischer



Kommentare

Kommentar posten

Für diesen Artikel gibt es noch keine Kommentare.


Das könnte Sie auch interessieren

Hausbesuch

New Repertoire

Befreit vom Schubladendenken

Die Deutsche Grammophon entwickelt im Segment „New Repertoire“ eine Plattform für neue […]
zum Artikel

Boulevard

Jenseits von Neapel

Ein Schuss Jazz, eine Prise Film, ein Löffel Leichtigkeit: Bunte Klassik

Der Gedanke, Violinwerke auf der Mandoline zu musizieren, liegt gar nicht so fern. Die Instrumente […]
zum Artikel

Hausbesuch

Opéra de Versailles

Französische Klangjuwelen strahlen

Feuerwerke finanzieren Musiktheater: Die vor zehn Jahren renovierte Opéra de Versailles boomt als […]
zum Artikel


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


Abo

Top