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(c) Decca/Benjamin Ealovega
Als Alfred Brendel vor bald acht Jahren seinen Abschied vom Konzertpodium nahm, wollte die Musikwelt es kaum glauben. Denn der 1931 in Mähren Geborene war nicht nur einer der prägenden Tastenkünstler des 20. und frühen 21. Jahrhunderts, er war auch eine Institution als Künstler, der für die hoch seriöse, intellektuelle Auseinandersetzung mit der Musik stand und glücklicherweise immer noch steht – denn als Essayist und Vortragender hat er sich noch nicht zur Ruhe gesetzt.
RONDO: Herr Brendel, bevor Sie 2008 Ihre Karriere als Pianist beendeten, haben Sie gesagt, Sie befürchteten höchstens, dass Ihnen ohne die Konzertauftritte vielleicht das Adrenalin fehlen könnte. Hat sich das bewahrheitet? Oder womit lösen Sie heute den Adrenalin-Kick aus?
Alfred Brendel: Zunächst war eine Reihe von Vorträgen zu schreiben und an verschiedenen Universitäten und Festivals zu halten. Das war manchmal anstrengender als zu konzertieren, weil es bei den Programmen immer neue Variationen gab. Es waren viele Serien zu kuratieren und, als schönste Beschäftigung, Streichquartette zu beraten. Es gab deutsche und englische Bücher für den Druck vorzubereiten. Für junge Pianisten hatte ich ein offenes Ohr, bevor mein Hörsturz vor drei Jahren den Umgang mit Musik beeinträchtigte. Dass ich heutzutage manchmal müde bin, möchte ich meinem Alter zuschreiben.
RONDO: Sie hatten immer weit gefasste künstlerische und intellektuelle Interessen: Was steht für Sie heute im Mittelpunkt? Das Schreiben, das Nachdenken über Musik, die Bildende Kunst?
Brendel: Ich habe seit längerem keine Gedichte geschrieben, nur eine zweisprachige Ausgabe meiner Gedichte in England bei Phaidon Press vorbereitet. Außerdem sind auf Englisch meine gesammelten musikalischen Essays und Vorträge erschienen. In die Nähe des Aphoristischen geht mein kleines Buch „A bis Z eines Pianisten“, das meine Erfahrungen in knapper Form präsentiert. Andere Bücher haben sich Hebbels Tagebüchern und Jean Pauls kurzen Prosaaufzeichnungen gewidmet. Bildende Kunst und Architektur stehen auf meinen Reisen oft im Mittelpunkt.
RONDO: Sie haben immer wieder gesagt, dass man mit den großen Komponisten nie fertig wird. Hat sich – nach ihrem Abtritt vom Podium – Ihre Sicht auf einen der Großen noch einmal verändert? Was spielen Sie, wenn Sie sich jetzt ans Klavier setzen?
Brendel: Ich spiele seit meinem Hörsturz kaum mehr Klavier, aber die Klavierliteratur geht mir nach wie vor im Kopf herum. Ich arbeite an manchen Stücken weiter, als wäre ich noch imstande, sie in der Praxis neu zu studieren. Übrigens gibt es auch viele musikalische Werke außerhalb des Klaviers, die mich im Schlaf oder Halbschlaf heimsuchen. Es ist manchmal schön, sich mit Musik abzugeben, ohne von Konzertterminen bedrängt zu sein.
Regine Müller, RONDO Ausgabe 6 / 2015
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