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Spot an: Dr. Michael Paulus von der TU Dortmund positioniert das Dortmunder Bach-Bild unter dem DELTA-Teilchenbeschleuniger (c) Roland Baege/TU Dortmund
Bach im Teilchenbeschleuniger! Und Wagner vor dem Kadi! Diese beiden Meldungen sorgen aktuell für einigen Gesprächsstoff. Denn so unterschiedlich die Fälle auch liegen – am Ende könnten alle Beteiligten ein böses Erwachen erleben. Hier wie da geht es um ein historisches Gemälde, auf dem Bach bzw. Wagner porträtiert wurden. Doch während es bei Bach im Grunde genommen nur um die Frage nach der Echtheit und dem Entstehungsdatums des Bildes geht, liegt der Wagner-Casus schon etwas diffiziler. Denn dabei geht es um den Grenzbereich zwischen Urheber- und Eigentumsrecht und damit um einen Streitfall, bei dem alle Medienrechtler ganz genau hinschauen dürften. Ausgangspunkt ist ein Wagner-Gemälde, das im Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museum hängt und von Cäsar Willich (1825-1886) stammt. Das Internet-Lexikon Wikipedia hatte auf mehreren Seiten eine Fotografie dieses Porträts veröffentlicht – in der Annahme, dass es sich um ein gemeinfreies Bild handeln würde. Irrtum, findet der Generaldirektor des Museums, Alfried Wieczorek. Zwar ist der Urheberrechtsschutz des mehr als 150 Jahre alten Gemäldes abgelaufen. Das gilt aber eben nicht für die verwendete Fotografie, die vom museumseigenen Fotografen stammt. „Uns geht es nicht darum, dass die Millionen Menschen, die ganz normal Wikipedia nutzen, nicht in den Genuss dieses Bilds kommen können“, so Wieczorek. „Aber wir möchten kontrollieren, dass etwas, was uns gehört, nicht in falsche Hände gerät.“ Daher herrscht in den Ausstellungsräumen des Mannheimer Museums auch ein striktes Fotografierverbot.
Mit ähnlichen Fragen dürfte sich ab sofort das Bachhaus Eisenach noch intensiver beschäftigen. Denn gerade hat man ein frühes Porträt von Bach erworben, das dem Dresdner Maler Johann Emanuel Göbel (1720-1759) und damit einem Zeitgenossen des Komponisten zugeschrieben wird. Ob es sich bei dem guten Stück, das natürlich auch im Internet zu sehen ist, aber um das Original oder vielleicht lediglich um eine Kopie handelt, steht momentan noch in den Sternen. Auf die Beantwortung dieser Frage, sowie auf die Spuren eines anderen Bach-Porträts hatte sich nun das Zentrum für Synchrotronstrahlung an der Technischen Universität in Dortmund gemacht. So rückte man mit dem hauseigenen Teilchenbeschleuniger neben gleich zwei Eisenacher Pastellen noch einem weiteren Gemälde zu Leibe, das ein Dortmunder Bach-Fan ersteigert hatte und von dem die Verkäufer behaupteten, dass es eben zu Lebzeiten Bachs gemalt wurde. Um jeglichen Zweifel aus der Welt zu räumen, wurden nun die Farbpigmente mit Hightech-Gerät analysiert. Während es für die Eisenacher Pastelle Entwarnung gab, konnten beim Dortmunder Bild Spuren von Barium und Zink in einer Zusammensetzung nachgewiesen werden, die in Farbmischungen der Bach-Zeit noch nicht Verwendung fand, sondern erst im 19. Jhd. Eine weitere Untersuchung muss nun klären, ob es sich bei der bestrahlten Stelle vielleicht zufällig um eine später restaurierte Partie handeln könnte. Sollten darüber hinaus weitere Fragen offenbleiben, wäre die Zweitmeinung eines ausgewiesenen Experten sicherlich hilfreich: Schließlich kennt sich Meisterfälscher Wolfgang Beltracchi mit pseudohistorischen Leinwänden und Farben aller Art bestens aus.
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