home

N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Startseite · Oper & Konzert · Pasticcio

Kontrapunktische Gemeinheiten: Bachs Choralbearbeitung BWV 614 (c) Wikimedia Commons

Pasticcio

Play BACh!

Das C-Dur-Präludium aus dem „Wohltemperieren Klavier“ oder ein Menuett aus dem „Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach“ – mit diesen spieltechnischen Leichtgewichten hat vielleicht jeder Hobbypianist einmal seine Karriere eingeläutet. Doch bei ansteigendem Schwierigkeitsgrad streckte man irgendwann rasch und völlig entmutigt die Waffen. Wie im Leben ist jedoch auch in der Musik und im Fall Bach nicht nur alles eine Frage der Lernmethode. Wie zwei Neurologen der Tufts University in Massachusetts jetzt in Versuchsreihen herausgefunden haben, hängt der Erfolg eines Klavierschülers vor allem von der genauen Balance zwischen Unter- und Überforderung ab.
Für das Ergebnis haben sie ein System entwickelt, das man „BACh“ getauft hat. Das Akronym steht für „Brain Automated Chorales“. Schließlich wurden zwei am Klavier eher unerfahrene Probanden-Gruppen gebeten, zwei Bach-Choräle einzuüben, die zudem noch mit kontrapunktischen Gemeinheiten gespickt waren. Während die eine Gruppe sich ganz konventionell die Noten einzupauken versuchten, wurde den Teilnehmern der anderen Gruppe dabei die Gehirnaktivität gemessen. Anhand der funktionellen Nahinfrarotspektroskopie und über den Sauerstoffgehalt im Blut konnte man feststellen, ob der Klavierschüler etwa beim Spiel nur der rechten Hand vielleicht unterfordert ist. Darauf hin erhöhte man den Level solange, bis nach 15 Minuten feststand: die Testpersonen, die mit BAChs Hilfe geübt hatten, konnten die Choräle bedeutend besser und schneller spielen als die Probanden der anderen Gruppe. Die interessante Studie ist übrigens unter dem Link „www.cs.tufts.edu/~jacob/papers/yuksel.chi16.pdf“ nachzulesen. Und vielleicht kann man ja mit BACh auch irgendwann mal Liszts Klaviersonate oder ein Klavierstück von Stockhausen aus dem Ärmel schütteln.

Guido Fischer



Kommentare

Kommentar posten

Für diesen Artikel gibt es noch keine Kommentare.


Das könnte Sie auch interessieren

Blind gehört

„Na, der kann was erleben!“

Das Wienerische – ich habe dort lange genug gelebt – sitzt in der Nase. Die Sprache auch. […]
zum Artikel

Musikstadt

Pärnu

Großmutters Datsche war die Grundlage: Wie aus dem estnischen Sommerurlaubsort Pärnu das […]
zum Artikel

Musikstadt

Luxemburg

Heimlich hat sich die 2005 eröffnete Philharmonie samt Orchester zu einer der ersten europäischen […]
zum Artikel


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


Abo

Top