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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Zugabe

Namen, Nachrichten, Nettigkeiten: Neues von der Hinterbühne

Der Wiener Opernball – gottlob! – hat eine neue Organisatorin. Nachdem Desirée Treichl- Stürgkh, genannt „Desi“, ihre Tätigkeit für das wichtigste Wiener Gesellschaftsereignis nach neun Jahren beendet hat, übernimmt ab kommendem Jahr Maria Großbauer das verantwortungsvolle Amt. Ihr Mann Andreas Großbauer ist Vorstand der Wiener Philharmoniker (als Nachfolger von Clemens Hellsberg). Neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit in einer Werbeagentur war Frau Großbauer einige Jahre freischaffend als Saxofonistin tätig. Glückauf!
Barock-Geigerin Midori Seiler hat Verständnis dafür, dass in Hollywood-Filmen immer dann, wenn ein nerviger Intellektueller karikiert werden soll, gern die Sonaten und Partiten für Solo-Violine von Bach als Hintergrundmusik gespielt werden. „Ich kann mir schon vorstellen, dass der Klang einer Geige, wenn sie ganz alleine gespielt wird, nervt“, so Seiler in Berlin. Allerdings nicht, wenn „gute Geiger“ spielen. Die Stahlsaite habe die heutige Geige tatsächlich „gleichförmiger“ im Klang gemacht. „Wenn es um Klangschönheit geht, haben auch die Verfechter der Gegenseite eingeräumt, dass Darmsaiten mehr Farben haben und weicher klingen“, so Seiler. Deswegen spiele sie auf Darm. „Darmsaiten haben historisch den Kampf gegen Stahlsaiten nur deswegen verloren, weil die Stahlsaite lauter, stabiler und billiger war.“
Das Appartement des legendären Pianisten Svjatoslav Richter in Moskau, in der Bolshaya Bronnaya 2/6, wird künftig an jedem letzten Sonntag im Monat für Führungen geöffnet sein. Neben dem Toscanini-Museum in Parma und dem Kirsten Flagstad-Haus im norwegischen Hamar gehört die Wohnung damit zu jenen wenigen Gedenkstätten weltweit, die ausübenden Musikern gewidmet sind.
Schauspieler Klaus Maria Brandauer hört das Wort „Rampensau“ nicht gerne. Er glaubt, dass es in der Kunst darauf ankommt, „nichts zu tun, sondern etwas zu sein“. Als er als junger Mann mit dem Regisseur Fritz Kortner zusammenarbeitete, habe dieser ihm gesagt: „Sie wollen immer wirken … was gut ist. Lassen Sie es weg!“ Später habe er einen befreundeten Pianisten einmal bei der Auswahl von Schülern für einen Meisterkurs beobachtet. Auf die Frage an den Pianisten, wonach er die Schüler auswähle, habe dieser geantwortet: „Auf dem Weg zum Klavier … Bevor sie etwas spielen.“
Countertenor Brian Asawa starb 49-jährig in Fullerton (in der Nähe von Los Angeles) an Herzversagen.
Der frühere Konzertmeister der Berliner Philharmoniker, Geiger Guy Braunstein, hat oft erlebt, dass er selber dem Orchester den Einsatz geben musste, nachdem der Dirigent dies – nach ‚Furtwängler-Art‘ – unterlassen hatte. Zum Beispiel bei Claudio Abbado. „Ich wusste damals nicht, wie das funktioniert“, so Braunstein in Berlin. „Bis die Kollegen mir sagten: ‚Spiel einfach, wir kommen mit.‘“ Später habe er sich immer geweigert und gesagt: „Ich gebe den Einsatz nicht.“ – „Deswegen war ich unpopulär“, so Braunstein. „Man sagte mir: ‚Wir sind unsicher!‘ Und ich: ‚Wunderbar! Manchmal sollte es unsicher klingen …‘ “ 2013 hat Braunstein das Orchester verlassen und konzentriert sich seitdem auf seine Solo- Karriere.
Primadonna Angela Gheorghiu hat bei ihrem Gastspiel als „Tosca“ an der Wiener Staatsoper ihren Auftritt knapp verpasst. Nachdem ihr Bühnenpartner Jonas Kaufmann seine Arie „E lucevan le stelle“ wiederholen musste, war sie in ihre Garderobe zurückgekehrt. Als der Dirigent danach nicht für weiteren Applaus unterbrechen ließ, schaffte sie es nicht rechtzeitig in die Arme des Tenors. Videos mit dem improvisierenden, auf Gheorghiu wartenden Jonas Kaufmann kursieren im Internet.

Robert Fraunholzer, 28.05.2016, RONDO Ausgabe 3 / 2016



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