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Wenn Arturo Benedetti Michelangeli gut gelaunt war, spendierte er, laut dem Dirigenten Cord Garben, schon mal eine Runde Schampus. War dagegen der als Ultraperfektionist verschriene Meisterpianist mit dem falschen Bein aufgestanden, konnte der Konzerttag gelaufen sein: ABM – wie ihn seine Fans riefen – sagte kurzerhand den Abend an. Der 1995 im Alter von 75 Jahren verstorbene, das Dolce Vita genießende Italiener war zwar eine durch und durch exzentrisch veranlagte Person. Sobald er sich bei sehr guter Stimmung aber an das Klavier setzte, konnte ABM mit seinem Spiel Berge versetzen. Dann legte er wie kein Zweiter die Modernität Modernität und das Stoffliche in den „Préludes“ oder in den „Images“ von Claude Debussy frei, unnachahmlich und bis in die verwinkeltsten Pianissimo-Ecken. Mit Chopin konnte er schon mal leidenschaftlich den Nahkampf suchen, ohne sich dabei mit marmeladesk- süßem Pathos die Finger schmutzig zu machen. Und die schonungslose Wucht, mit der er in Beethovens 5. Klavierkonzert zusammen mit Carlo Maria Giulini und den Wiener Symphonikern zulangte, fand unter ganz anderen, bisweilen schauerlich beklemmenden Vorzeichen ihre Fortsetzung bei den Balladen von Brahms oder in Schumanns „Carnaval“. All diese zeitlos gültigen Statements finden sich in der 10-CD-Box mit allen bei der Deutschen Grammophon veröffentlichten Studioaufnahmen und Konzertmitschnitten von ABM. Und selbst wenn sich dazwischen eine eher buchhalterisch abgehandelte Einspielung von Beethovens Es-Dur-Sonate op. 7 verirrt hat, folgt die Entschädigung auf dem Fuß. Es ist die von der Decca übernommene Aufnahme von Baldassare Galuppis C-Dur-Sonate, die unter den Händen dieses charismatischen Jahrhundertpianisten himmlische Wesenszüge annahm.
Guido Fischer, 15.10.2016, RONDO Ausgabe 5 / 2016
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