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In einer Welt für sich: Grigory Sokolov © Mary Slepkova/DG
Es sind solche Archivschätze, die mit einem Schlag selbst die doch scheinbar ebenfalls gelungensten und gehaltvollsten, flammneuen Einspielungen in die zweite und dritte Reihe verbannen. Genau dieses Phänomen konnte man erneut im jetzt auslaufenden Klassikjahr 2016 bestaunen. Und wieder war es der russische Klaviergroßmeister Grigory Sokolov, der wie schon 2015 den Vogel mit einem endlich von ihm zur Veröffentlichung freigegebenen Recital abgeschossen hatte. Nach dem mit Höchstnoten und Jubelhymnen ausgezeichneten Live-Mitschnitt von den Salzburger Festspielen 2008 kam Anfang 2016 ein weiteres Live-Dokument dieses Klaviermagiers heraus. Und erneut war man einfach nur fasziniert, wie Sokolov 2013 allein Beethovens intellektuellen und spieltechnischen Mount Everest, dessen „Hammerklaviersonate“ bewältigt hatte. Kein Wunder, dass diese Aufnahme die Meßlatte für alle weiteren, nachfolgenden Klavieraufnahmen extrem hochlegen sollte. Trotzdem hat es auch aus der Sicht der Jury der deutschen Schallplattenkritik keiner – nicht einmal ein Daniil Trifonov – geschafft, Sokolov vom Thron zu stoßen. Und so wird dem medienscheuen Sokolov demnächst bei einem seiner Solo-Konzerte der diesjährige Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik überreicht werden. „Seine Finger“, so Jury-Mitglied Joachim Mischke in der Begründung, „führen Handlungsballette auf, sein Sinn für Timing und Kontraste macht aus Schuberts Impromptus D 899 und den Klavierstücken D 946 einen Slalom durch Gefühlswelten und aus Beethovens Hammerklavier-Sonate eine Konzentrationsübung.“
Aber natürlich bekommt nicht nur Sokolov eine Urkunde für 2016. Zu den weiteren 10 Preisträgern, die auch aus dem Pop- und dem Jazz-Segment stammen, gehören Dirigent Antonio Pappano (für seine „Aida“ mit Anja Harteros und Jonas Kaufmann), der Schubert-Sänger Christoph Prégardien sowie ein Allstar-Team um Pablo Heras-Casado und das Freiburger Barockorchester für ihr aufregendes Schumann-Projekt mit sämtlichen Trios und Konzerten. Überhaupt werden 2016 vor allem Musiker gewürdigt, die mit dem Mainstream wenig am Hut haben. Da haben sich etwa Akordeonist Teodoro Anzellotti und Bratscher Christophe Desjardins für ein ungewöhnliches Neue Musik-Album mit Werken von u.a. Hans Zender, Rebecca Saunders und Gérard Pesson zusammengetan. Und Chordirigent Hans-Christoph Rademann sowie sein Dresdner Kammerchor werden für ihre Einspielung der „Johannespassion“ ausgezeichnet, mit der man die Gesamteinspielung des Vokalwerks von Heinrich Schütz fast abgeschlossen hat. „Eine Edition, die Maßstäbe setzt“, findet Jury-Mitglied Susanne Benda.
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