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Sitzfleisch bildend wirkt Barrie Koskys Monteverdi- Trilogie an der Komischen Oper Berlin. Neun Stunden Musik (Pausen eingerechnet rund 12 Stunden). Man entkommt schweißgebadet. Und sucht intuitiv nach einem Sauerstoffgerät.
Was er kann und nicht kann, zeigt Kosky frisch, fröhlich, feucht und frei: vom Angriff der Fummeltrinen über die Pastoral-Idylle bis zum Sadomaso-Krimi. Der Granatapfel-Urwald im „Orpheus“ scheint ein Gruß von der Bundesgartenschau. „Odysseus“: ein antikisierendes Epos als Vorgarten-Kammerspiel. „Poppea“, ein römischer Denver-Clan. Es ist Dauer-Rummel aus dem Geist eines Karnevals der Erschöpfung.
Neu orchestriert hat das Elena Kats-Chernin. Doch trotz Kora, Oud, Banjo, E-Gitarre, Keyboard und Akkordeon kommt sie nicht immer aus dem Würgegriff der Schweineorgel heraus. André de Ridder am Pult beweist Durchhaltevermögen und Unschärfe-Toleranz. Verzierungen klingen zuweilen, als falle jemand die Treppe herauf.
Was auch immer man gegen diesen Generalaufwasch einwenden mag, man muss Kosky doch lassen, dass er geschickt das bestehende Ensemble wach zu küssen und auf seine Seite zu ziehen versteht. Vor allem Peter Renz als kurzgeschürzt lockiger Amor, dann als Wiederkehr Judy Winters in drag, hält den Belastungs- Marathon lustig zusammen. Ein bisschen Teufelsaustreibung schwingt auch mit. Als kleine Aufwärmübung: nicht schlecht.
Robert Fraunholzer, RONDO Ausgabe 5 / 2012
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