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Jeder Gould-Fan müsste eigentlich die Aufnahmedaten im Schlaf können, an denen ihr Gott Bachs „Goldberg-Variationen“ eingespielt hat. Zwischen dem 10. und 16. Juni 1955 setzte sich dieser kanadische Schlaks in einem New Yorker Studio an den Flügel und spielte die bis heute vielleicht berühmteste Schallplatte ein. Was aber genau vor und hinter der Studioscheibe passierte, war bisher ein nahezu gänzlich unveröffentlichtes Geheimnis. Jetzt aber sind sie erstmals raus: sämtliche Aufnahmesitzungen, bei denen man Gould und seinem Produzenten Howard Scott quasi über die Schulter schauen kann, wie sie minuziös an der Entstehung einer Kultaufnahme arbeiten. Manchmal dauert ein Take gerade mal acht Sekunden, da Gould etwa bei der 2. Variation noch nicht den entsprechenden Drive hat. Dann wieder fragt er besorgt nach: „Hab ich irgendwann mitgesungen?“. Und nachdem ihm bei der Variation 27 der Flügel zu schaffen macht, lädt ihn Scott prompt zu sich zum Abendessen ein: „Unser Flügel hat eine stabilere Mechanik“. Auf sage und schreibe 5 CDs folgt man dem Aufnahmeprozess – und schon deswegen ist keine Sekunde langweilig, da Gould immer wieder mit kleinen Überraschungen und Wendungen um die Ecke kommt. Fantastisch ist zudem die Aufmachung dieser einzigartigen Dokumentation ausgefallen. Neben einer Gesprächs-CD mit Gould und der Originalaufnahme auf CD sowie als Vinyl liegt der Box ein knapp 300-seitiges Buch mit unveröffentlichten Fotos sowie Essays von Gould-Experten bei. Zudem gibt es die Kommentare und Dialoge zwischen Gould und Scott auch in deutscher Sprache zum Nachlesen. Es lohnt sich.
Guido Fischer, RONDO Ausgabe 4 / 2017
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