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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Musik-Krimi

Folge 30: Der Mann aus Paris

Hauptkommissar Reuter rief an, als Doktor Stradivari gerade zu einem Konzertbesuch aufbrechen wollte. „Es tut mir leid“, sagte der Kripo- Mann. „Ich weiß, dass heute Abend das NDR Elbphilharmonie Orchester spielt, aber …“ „Ganz recht“, gab der Doktor knapp zurück. „Ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie es kurz machen würden.“ Er sah auf die Uhr. Es war schon nach halb acht.
„Ein gewisser Michel Laurent wurde ermordet. Ein Reisender aus Paris, der hier im Hotel abgestiegen ist. Die näheren Umstände lassen darauf schließen, dass ein polizeibekannter, auf Touristen spezialisierter Hoteldieb namens Timo Nowak der Täter ist. Zumal bei Laurent tatsächlich einige Wertgegenstände fehlen.“ „Und das reicht nicht für eine Festnahme?“, brummte Stradivari ungeduldig. „Das ist noch nicht alles “, gab Reuter zurück. „Wir haben ermittelt, was Nowak hier in der Stadt wollte. Und das wird Sie interessieren.“
„Ich bin gespannt.“ Der große Zeiger der Uhr wanderte auf die Acht. Zwanzig vor. „Nowak wollte sich mit einem Antiquitätenhändler namens Gerd Hansen treffen und ihm eine alte Schallplatte verkaufen. Ein Mitschnitt der Uraufführung des Balletts ‚Le sacre du printemps‘ von Strawinski aus dem Jahre 1913. Stimmt es, dass die Existenz einer solchen Platte eine Sensation wäre?“
„Eine Sensation? Sie wäre unbezahlbar. Damals gab es noch kaum Orchesteraufnahmen. Und dann auch noch von so einem berühmten Skandalwerk. Wahrscheinlich ist auf der Schallplatte neben Teilen der Musik auch noch das Geschrei des Publikums zu hören. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es so etwas geben soll. Und wie sollte Laurent an das Dokument gekommen sein?“ „Er schrieb Hansen vor einer Woche einen Brief. Darin heißt es, er habe die Schallplatte bei der Versteigerung der Habseligkeiten eines Mannes erstanden, dessen Vorfahr am Palais Garnier, wo die Uraufführung stattfand, Chorsänger war. Der Vorfahr war bei der dortigen Premiere dabei. Er hat sogar persönliche Erinnerungen daran niedergeschrieben, die ebenfalls erhalten sind.“
„Und diesen Brief gibt es? Haben Sie das überprüft?“ „Hansen hat ihn uns ausgehändigt. Bitte helfen Sie uns, Doktor Stradivari. Könnte es nicht sein, dass er Laurent ermordet hat, um an die wertvolle Platte und die Erinnerungen zu kommen? Wir haben sie nirgends in Laurents Gepäck gefunden. Hansen behauptet, unschuldig zu sein. Er sagt, er habe von Laurent einen schlechten Eindruck gehabt und das Treffen abgesagt.“
„Ein Glück“, sagte Stradivari erleichtert. „Wie bitte?“ „Ich komme noch rechtzeitig ins Konzert. Der Fall ist klar. Hansen ist unschuldig. Halten Sie sich an Nowak. Auf Wiederhören.“ Er legte auf und kam gerade noch pünktlich, um das Elbphilharmonie-Orchester zu hören. Dass als erstes Strawinskis „Sacre“ auf dem Programm stand, empfand Doktor Stradivari als interessanten Zufall. Das klagende Fagottsolo am Beginn genoss er in dem Bewusstsein, einen weiteren Fall gelöst zu haben.

Warum ist Stradivari so sicher?

Doktor Stradivari ermittelt - und Sie können gewinnen!

Wenn Sie die Lösung wissen, schreiben Sie sie an stradivari@rondomagazin.de oder postalisch an RONDO, Kurfürstendamm 211, 10719 Berlin – bitte auch Ihre Kontaktdaten nicht vergessen! Unter allen Zuschriften verlost RONDO in Kooperation mit dem Label Alpha fünf Mal die neue Einspielung von Igor Strawinskis „Sacre du printemps“ mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester unter Krzysztof Urbañski. Einsendeschluss ist der 9. März 2018. Viel Glück!

Auflösung aus Magazin 6/2017:

Ein Mord an Benno Gräfel, aber zwei potentielle Täter ohne Spuren – das bedeutet Freispruch. Zu blöd nur, dass Peters, der Klassikmuffel, die Stelle mit dem Liedzitat im Brahms’schen Horntrios nicht kennt, die wäre nämlich erst im Trioteil des Scherzos gekommen. Stattdessen kracht der Schuss gleich zu Beginn des Satzes – ein Fehler, der dem Pianisten Rheintaler kaum passiert wäre. So haben sie den Mord zwar gemeinsam ausgeheckt, aber abgedrückt hat offenkundig Peters – das tödliche Trio bringt allein ihn hinter Gitter.

Oliver Buslau, 17.02.2018, RONDO Ausgabe 1 / 2018



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