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(c) Monika Rittershaus
Man wüsste natürlich gern genauer, wegen welch „künstlerischer Differenzen“ der Dirigent Christoph von Dohnányi zwei Tage vor der Premiere sein Dirigat niederlegte. Sieht man die neue „Salome“, so wird es wohl kaum der Lippenstift- Dildo gewesen sein, in dem Jochanaan gefangen gehalten wird. Auch nicht die hinzuerfundene Figur des Oscar Wilde, die darauf hinweisen soll, in welch umfassender Weise es hier um sexuelle Befreiung geht. Dass der „Tanz der sieben Schleier“ von Regisseur Hans Neuenfels grundsätzlich verweigert wird, gegen diesen Eingriff in den musikalischen Handlungsvollzug könnte Dohnányi schon eher rebelliert haben. Die genannten Regie-Einfälle, nicht eben neuartig, verbergen kaum, dass Hans Neuenfels zu „Salome“ nicht recht was eingefallen ist. Kann auch sein, dass Dohnányi die ganze Besetzung nicht gefiel. Ausrine Stundyte in der Titelrolle klirrt ziemlich in der Höhe. Gerhard Siegel als Herodes singt gern eine Spur zu tief. Thomas J. Mayer legt den Jochanaan beinahe zu heroisch an. Am besten: Marina Prudenskaya als paillettenschlunzige Salon-Herodias. Nikolai Schukoffs ohrberingter Narraboth scheint von den schwulen Karnevalsjecken aus Köln übergelaufen zu sein. In Reinhard von der Thannens Schiffsbug segeln sie alle in einer Arche Noah unserer allerliebsten Perversionen. Führt auch zu nichts.
Und der für sein Pult-Einspringen gepriesene Thomas Guggeis? Als ehemaliger Barenboim- Assistent nutzt er die Chance der Stunde (und geht anschließend als Kapellmeister an die Oper Stuttgart). Ein Konzept hat der 24-Jährige nicht. Kommuniziert eher Daueraufregung, statt die lyrischen Hänger, die lässigen Schlenker und Koseformeln des Werkes auszukosten. So ist der Abend ein Beispiel dafür, wie trotz prominenter Aufstellung die Absage eines Dirigenten das Ganze aus der Balance bringen kann. Selbst an einem großen Haus wie der Berliner Staatsoper! Man sehnte sich zurück nach der 35 Jahre alten, abgewickelten Harry Kupfer- Vorgängerproduktion.
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