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Schloss Ambras (c) C. Gaio
Der Glanz der „Innsbrucker Festwochen der Alten Musik“ (3. – 27.8) ist zwar leicht verblasst, seit René Jacobs dort nicht mehr das Alte Musik-Szepter schwingt. Doch sein Nachfolger Alessandro De Marchi hat die Ausgrabungsintensität indes noch erhöht. Saverio Mercadante galt nach Bellinis Tod als der bedeutendste Komponist in Italien (bevor Verdi ihn verdrängte), doch heute ist der letzte Nachfolger der Scuola napoletana fast vergessen. Seine Metastasio-Oper „Didone abbandonata“ (1823), hier inszeniert von Altregisseur Jürgen Flimm, setzt auf mehr Dramatik als die Belcanto-Klassiker. Aufmerksamkeit verdient die Aufführung wegen der Verwendung von Originalinstrumenten. Erst so, sagt Dirigent De Marchi, „kommen die musikalischen Ideen … deutlich zur Wirkung“ – worin er Recht hat. Schon jetzt eine der Wiederentdeckungen des Jahres (Landestheater, ab 10.8.).
Das eigentliche Stammfeld der Innsbrucker Festwochen liegt in der Epoche der Renaissance. Nicht nur durchs (leere) Prachtgrab Kaiser Maximilians I. in der Hofkirche und die Gemälde- Sammlung Erzherzog Ferdinands II. ist die Tiroler Landeshauptstadt kanonisches Ziel jeder Renaissance-Bildungsreise. Dem wird hier mit dem Palestrina-Introitus in der Stiftskirche Stams (Leitung: Diego Fasolis, 5.8.) Rechnung getragen, ebenso mit den traditionellen Trompeten-Aufzugsmusiken direkt herab vom Goldenen Dachl (10., 18., 20., 25.8.). Auf Schloss Ambras findet wieder das Renaissancefest mit Stelzengehern, Schaustellern und höfischer Musik statt (15.8.). Dann aber bewegt man sich hier ebenso in Richtung Barock (Biber-Mysterien etc., 16.8.) und darüber hinaus bis zu Boccherini (11.8., jeweils Spanischer Saal).
Das casalQuartett erkundet auf historischen Instrumenten des Tiroler Geigenbauers Jacobus Stainer gleich das ganze „Goldene Zeitalter“ des Streichquartetts: von Alessandro Scarlatti über Sammartini bis Schubert (Hofburg, 17.8.). Mit Hasses „Semele“ unter Leitung von Claudio Osele folgt eine echte Barockoper (Landestheater, ab 25.8.). Vorab gibt’s drei Ambraser Schlosskonzerte (17., 24., 31.7.). Wer alles kann, wird manchem etwas bringen.
117. Juli – 27. August
www.altemusik.at
Robert Fraunholzer, RONDO Ausgabe 3 / 2018
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