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Sie ist vom ersten „Mario“-Schrei an die Puccini- Königin dieses Metropolitan-Opera-Abends: Anna Netrebko hat ihre erste Tosca gesungen. Natürlich kam sie höchstens dreiviertelstudiert an. Doch die Frau ist pure Intuition! Trotz ihrer zwischen matschbraun und schlammfarben changierenden Kostüme war sie sofort der vokale wie darstellerische Mittelpunkt. Nichts leichter als das: In seinem dritten Operndirigat innerhalb von 28 Stunden (!!) schwächelte Bertrand de Billy dann doch etwas. Das Orchester hat bereits 959 „Tosca“-Vorstellungen hinter sich, die können das. Auf der Bühne musste wieder mal Regisseur David McVicar als der „Otto-Schenk-mit-Sex“ unserer Operntage ran. In der expressiv-realen Ausstattung stimmt wenig, es sieht aber dramatisch aus. Immerhin funktioniert als Zentrum der Kolportagehandlung das Verführungs- und Abstoßungsspiel des zweiten Aktes, obwohl Michael Volles Scarpia mit inzwischen besserem Italienisch zwar keinerlei faunische Libido ausstrahlt, aber als ältlich voluminöse deutsche Bulldogge sehr gut bellt. Dafür verströmt Anna Netrebko triefende Sinnlichkeit. Und bringt das Primadonnen- Kunststück fertig, im ersten Akt auch komisch, kindlich und warmherzig zu sein, im zweiten Akt aber an natürlich tragischer Größe zu gewinnen, die sie das „Vissi d’arte“ in einer fast kunstlosen und deshalb umso raffiniert ehrlicheren, samtigdunklen Natürlichkeit singen lässt. Im dritten Akt wächst sie dann noch einmal zur schicksalsergebenen, unglaublich schön, weiblich warm Gefühle verströmenden Partnerin und Cavaradossi-Komplizin. Den gab Netrebko-Gatte Yusif Eyvazov. Und wieder hört man ungeschminkt und ziemlich grausam den Niveauunterschied. Da müht sich jemand mit zweitklassigem Timbre ab, hat zwar an darstellerischer Statur gewonnen, traut sich inzwischen ein Piano, weißt Spuren von Interpretation auf, aber ist eben doch nur Lückenbüßer, Ehemann, Mitläufer. Irgendwie tragisch, aber nicht das Problem des Zuhörers.
Roland Mackes, RONDO Ausgabe 3 / 2018
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