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Für Berlioz war er ein „Komet“ und für Schumann der „Wendepunkt der Virtuosität“: Niccolò Paganini. Auch wenn er laut Fanny Mendelssohn- Hensel „die Bewegungen eines Affen und das Ansehen eines wahnsinnigen Mörders“ besaß, sollen seine Verehrerinnen reihenweise bei seinem Anblick in Ohmacht gefallen sein. Welcher Geiger von Rang seit Paganinis Zeiten sein Publikum beeindrucken will, greift zu den höllisch schweren 24 Solo-Capricen, aber auch bei seinem 1. Violinkonzert kann man sich fingerakrobatisch beweisen. Nur wenige wissen, dass der Genueser auch auf den sechs Gitarrensaiten ein Könner war. „Die Violine ist meine Geliebte, die Gitarre mein Herr“, so Paganini. Kein Wunder, dass er diese beiden Instrumente mit anspruchsvollen wie zugleich eingängigen Werken bedachte, die nun auch den Löwenanteil einer Box einnehmen, die erstmals in gebündelter Form den Komponisten Paganini würdigt. Bis auf Leonidas Kavakos, der mit einer Capricen-Aufnahme von 1990 zu erleben ist, geben italienische Geigen-Instanzen wie Salvatore Accardo und Ruggiero Ricci sowie Gitarrist Maurizio Preda den Ton an. Dabei macht man jetzt – weltersteingespielt – zahlreiche Entdeckungen. Neben Duos für Geige und Fagott und einem „Chant patriotique“ für Chor erweist sich „Le couvent du Mont St. Bernard“ für Violine, Männerchor und Orchester als besondere Überraschung: Gespickt mit Glöckcheneffekten, gipfelt dieses mehrsätzige Stück in einem Vokalsatz, bei dem die Melismen derart dunkel und empfindsam dahinfließen, als ob in Paganinis Adern nicht ligurisches Blut geflossen wäre, sondern russisches.
Guido Fischer, RONDO Ausgabe 4 / 2018
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