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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Doktor Stradivari

Folge 33: Mysterium um Doktor Mühsam

ls Doktor Stradivari ins Büro von Hauptkommissar Reuter kam, tönten ihm klassische Klänge entgegen. Reuter saß hinter seinem Schreibtisch, auf dem ein Laptop stand. Aus dem Lautsprecher kam Orchestermusik, in der Stradivari die Einleitung zu Mozarts Oboenkonzert erkannte. Die Streicher glänzten in schönem C-Dur. Der Doktor hätte die Tonart auch ohne Repertoirewissen erkannt, denn er verfügte über das absolute Gehör. Auf dem Besucherstuhl lauschte eine alte Dame den Klängen – die ockerfarbene Handtasche fest auf dem Schoß umklammert. „Genau das kam aus Doktor Mühsams Wohnung“, sagte sie. „Mozarts Oboenkonzert. Er hat das natürlich auf dem Klavier gespielt. Ich habe nur den Anfang mitbekommen, aber das war es.“
„Sind Sie wirklich sicher?“, fragte der Hauptkommissar. „Entschuldigen Sie mal, junger Mann. Mein Sohn ist Oboist. Er hat sogar bei den Berliner Philharmonikern vorgespielt. Und dieses Stück übte er fast täglich.“ „Das war Frau Behrend“, sagte Reuter, als die Dame gegangen war. „Sie ist unsere einzige Zeugin, aber leider hilft sie uns nicht weiter.“ „Worum geht es?“, fragte Stradivari. Reuter seufzte. „Doktor Mühsam wurde in seiner Wohnung ermordet. Er war freier Musikjournalist und besserte sein Honorar auf, indem er Solisten bei der Vorbereitung für Konzerte half. Er spielte als Korrepetitor den Orchesterpart. Wir haben seinen Terminkalender überprüft und sind auf einen seiner Kunden gestoßen, der als Mörder in Frage kommt. Es ist Gregor Senninger. Wir haben herausgefunden, dass Mühsam ihm seine Frau ausgespannt hat – eine nicht ganz unvermögende Dame übrigens, die ihm vielleicht auch aus den finanziellen Problemen hätte hinaushelfen sollen. Ihr Vater ist Förderer des Festivals ‚Bläser total‘ in Niederammerbruck.“
„Dann ist der Fall doch klar“, sagte Doktor Stradivari. „Warum haben Sie mich geholt? Und wieso kann Ihnen die Zeugin nicht weiterhelfen?“ „Die Sache hat einen Schönheitsfehler. Mühsam wurde erschlagen – und zwar kurz nachdem Frau Behrend die Musik hörte. Zu dieser Zeit müsste laut Terminkalender Gregor Senninger bei ihm gewesen sein. Aber leider spielt er gar nicht Oboe. Er spielt Flöte.“
„Gibt es vielleicht einen Oboisten, den Sie verdächtigen könnten? Oder jemand ganz anderes, der bei Mühsam war?“ „Nein. Und Senninger streitet alles ab. Er behauptet, er wäre gar nicht bei Mühsam gewesen. Angeblich ist er krank. Dabei hat er morgen ein Konzert. Schauen Sie.“ Er reichte Stradivari einen Prospekt. Der Doktor sah sich das Programm an, während er noch einmal alles durchdachte. „Könnte sich Frau Behrend doch geirrt haben?“, fragte der Hauptkommissar. „Nein“, sagte Stradivari. „Sie hatte schon recht. Aber ich denke trotzdem, dass Senninger uns belügt. Er war bei Doktor Mühsam. Kommen Sie. Ich werde dem Haftrichter erklären, warum.“
Wie kommt Doktor Stradivari darauf?

Doktor Stradivari ermittelt - und Sie können gewinnen!

Wenn Sie die Lösung wissen, schreiben Sie sie an stradivari@rondomagazin.de oder postalisch an RONDO, Kurfürstendamm 211, 10719 Berlin – bitte auch Ihre Kontaktdaten nicht vergessen! Unter allen Zuschriften verlost RONDO in Kooperation mit dem Label Pentatone fünf Mal das neue Album der Flötistin Ana de la Vega. Begleitet vom English Chamber Orchestra spielt sie neben den beiden Flötenkonzerten von Wolfgang Amadeus Mozart auch das selten zu hörende Flötenkonzert D-Dur von Josef Mysliveček: lichte, heitere Werke der Wiener Klassik. Einsendeschluss ist der 1. Oktober 2018. Viel Glück!

Auflösung aus Magazin 3/2018:

Detektiv Müller ist ratlos. Der Nachbar kann bezeugen, dass aus der Wohnung der amateurpianistischen von Weinstrauchs in der einzigen halben Stunde Musik für Klavierduo erklang, als der Einbruch durch Kunstdieb Heiko Busch hätte stattfinden können: Rachmaninows Suite op. 5. Doch ein entscheidendes Detail daran führt Stradivari zur Lösung. Die Wohnung der von Weinstrauchs beherbergt zwar auch einen kleinen Konzertflügel, die Suite von Rachmaninow wurde aber in luxuriöser Besetzung – für zwei Klaviere – komponiert. Offenbar haben von Weinstrauchs den CD-Player gestartet und dann die Wohnung Busch überlassen, der so bereits um kurz nach halb neun in seiner entfernten Wohnung von der Polizei zum Alibi angetroffen werden konnte. Vielleicht wollten sich Ehepaar und Kunstdieb die Summe des Versicherungsbetrugs teilen – doch dafür hätte es wohl mehr als vier helfende Hände gebraucht.

Oliver Buslau, 08.09.2018, RONDO Ausgabe 4 / 2018



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