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Das waren noch Zeiten, als Schallplattenlabels von ihren Vertragskünstlern mehr erwarteten als nur eine ordentliche Rendite. Gerne nahm Sigiswald Kuijken den Aufrag an, für die geplante Einspielung des Freiburger Labels deutsche harmonia mundi eigens ein Barockorchester zusammenzustellen: La Petite Bande. Und Lullys Schauspielmusik „Le Bourgeois Gentilhomme“ wurde ein barocker Ohrenschmaus mit Who-iswho- Besetzung: Gustav Leonhardt und Bob van Asperen an den Cembali, Jordi Savall am Cello und ein junger Countertenor namens René Jacobs. Die 1973 veröffentlichte Doppel-LP war ein riesiger Erfolg und brachte Sigiswald Kuijken und La Petite Bande den entsprechenden Rückenwind für eine internationale Karriere – die bis heute anhält. Auf allen großen Alte Musik-Festivals tritt man nach wie vor auf, wie auch in den namhaftesten Konzertsälen. Auf dem Label Accent hat er inzwischen eine beeindruckende Diskografie aufzuweisen, und auch 2019 lädt La Petite Bande wieder zu einer Sommerakademie ins italienische Collevecchio ein, um mit jungen Musikern das Feld der historischen Aufführungspraxis neu zu bestellen.
Schließlich gehört der unweit von Brüssel geborene Sigiswald Kuijken nicht nur zu den allerbesten Kennern der Materie, sondern auch zu den neugierigsten. So zählte zu seinen jüngsten Entdeckungen das sogenannte „Violoncello da spalla“, das als Vorgänger des klassischen Cellos gilt. Überhaupt ist Kuijken ein geborener Allrounder. Er ist Geiger, Gambist und Dirigent. Mit Gattin Marleen Thiers und Bruder Wieland widmet er sich seit 1986 dem klassischen Streichquartett-Repertoire. Zwischendurch dirigiert er überdies moderne Orchester und Werke von Beethoven bis Brahms.
Gerade, am 16. Februar, ist Sigiswald Kuijken 75 Jahre alt geworden. Eine besondere Möglichkeit, dieser Alten Musik-Legende nachträglich zu gratulieren, hat man nun Anfang April. Dann nämlich leitet Kuijken in Leut (Belgien) und in Amsterdam Bachs „Matthäus-Passion“. Wir gratulieren schon jetzt!
Guido Fischer, 11.05.2019, RONDO Ausgabe 1 / 2019
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