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Verabschieden wir das Lisztjahr mit einem veritablen Fest – Ernüchterndes und Halbherziges hat es genug geboten. Piano Classics bringt noch einmal drei Bildnisse namhafter Lisztianer. Den amerikanisch- vehementen Earl Wild und den seltsamerweise in aller Hypervirtuosität immer ins Betuliche sinkenden Boris Berezowsky kann man übergehen. Hören Sie gleich Lazar Berman mit wahrlich rauschhaften live-Versionen der Dante-Sonate und einiger Etüden (übrigens schon bei Brillant publiziert), wenn Sie einen Abend einer verspäteten Geburtstagsfeier widmen wollen. Und alles wird gut. Liszt: Sonate h-Moll, Etudes d’exécution transcendante, Lazar Berman (2CDs, Piano Classics PCLD 0022)
Könnte man dem 2011 verstorbenen großen Hans Leygraf ein würdigeres Denkmal errichten als dieses? Ein grübelndes Opus 110, das an Beethovens komponiertem Erlösungsweg zweifelt. Den so oft fast zu schönheitstrunkenen As-Dur-Hymnus des Kopfsatzes durchwandert er mit mürrischer, stets innehaltender Skepsis, als denke er bei jeder Klangfigur, ob es denn weitergehen könne und solle. Und spätestens die zynisch-maschinenhafte Umdeutung des Scherzo-Gassenhauers lässt uns ahnen, dass Leygrafs Weg voll dorniger Widerstände nicht in ungebrochenem Jubel enden wird. Beethoven: Klaviersonaten Nr. 31 & 32, Hans Leygraf (db/Klassik Center DBCD144)
Der Sammler wird die Aufnahmedaten dieser lieblos aufgemachten CD sehen und müde »Backhaus in Lugano 1953 und 1960« ausrufen. Es gibt leider nichts Neues unter der Sonne. Aber wer nur den statuarischen Studiospieler kennt, sollte 9 Euro investieren. Hier enthüllt sich der kraftvolle Sog einer herben Kunst der Andeutung. Auch vor dem Publikum agierte Backhaus mit einem – paradox formuliert – ins Monumentale getriebenen Minimalismus, wie er auf der Bühne nur den größten Mimen erlaubt ist, und mit wenigen Strichen zwingt er uns in die Welt der Sturm-Sonate. Eine Auswahl aus Chopins Etüden lässt uns eine meist turbulent überspielte bittersüße Gefühlswelt hinter den manuellen Martern ahnen, die er mit einer sagenhaft souveränen Lässigkeit hinlegt. Haydn, Beethoven, Chopin: Klavierwerke, Wilhelm Backhaus (Fabula/Klassik Center FAB 105)
Frederic Rzewskis gigantischer Variationszyklus »The People United Will Never Be Defeated« hat erst kürzlich Furore gemacht, weil der notorische Marc- André Hamelin seine Notenmassen verschlungen und damit der Kritik suggeriert hat, er habe das Stück »erfunden«. Während aber Hamelins durchaus verdienstvolle Begehungen entlegener Repertoiregebirge oft in mulmige Dünste führen, treten die scharfen Grate dieser pianistischen Orgie erst hervor, wenn man die Widmungsträgerin Ursula Oppens selbst hört (1975). »Crisp« ist eine der liebsten Anweisungen des Komponisten, und damit ist auch dieses rasante, zupackende Spiel treffen charakterisiert. Rzewski: The People United, Ursula Oppens (Piano Classics PCLD 0019)
Matthias Kornemann, 30.11.1999, RONDO Ausgabe 6 / 2011
Gegensätze ziehen sich an
Auf ihrem neuen Album verknüpft die Schweizer Harfenistin romantisches Kernrepertoire auf kreative […]
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Samuel von Reiffenstein kam aufs Podium, begrüßte den Konzertmeister und wandte sich zum […]
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Das Calidore String Quartet wurde 2010 an der Colburn School in Los Angeles gegründet und gehört zu den führenden amerikanischen Streichquartetten. Das mittlerweile in New York City ansässige Ensemble wurde mehrfach ausgezeichnet: So gewann es 2012 den dritten Preis beim ARD-Wettbewerb in München, und 2016 erhielt das Quartett den Hauptpreis beim ersten M-Prize-Wettbewerb, der mit 100.000 US-Dollar die weltweit größte Auszeichnung für Kammermusik darstellt. Das Calidore String Quartet […] mehr