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(c) Thomas Brueck
Rabatz wie früher. Ausrufe wie „Castorf go home“ und „Wir wollen Verdi!“ entladen sich donnergleich über den ratlos zum Schweigen gebrachten Darstellern. Die Armen. Das Ganze ist auch: Theaterhistorische Referenz an einen berühmten Vorgänger-Skandal anno 1982, damals in der Regie von Hans Neuenfels, mit rollenden Panzern auf der „Forza del destino“- Bühne. – Diesmal freilich sind es nur ein paar eingelegte Texte von Heiner Müller, Curzio Malaparte etc., die den Charlottenburger Premieren- Pulk fuchsteufelswild machen. Auf den Punkt bringt das der finale Zwischenruf: „Wir wollen unseren alten Kaiser Wilhelm wiederhaben!“ Darauf Lachen. Castorf wirft Kusshändchen zum Schlussapplaus.
Der alte Volksbühnen-Schwadroneur hatte in Wirklichkeit einen haltbaren Interpretationsansatz. Für Castorf ist die titelgebende „Macht des Schicksals“ eine positive Kraft, die sich durch keine militärische Aktion bändigen lässt – so oft hier mit „Rataplan“ auch zum Angriff gerufen wird. Er dechiffriert das Werk als Verdis kriegskritischen Kommentar zum Zeitgeschehen. Personenregie findet umso weniger statt. Auch kennt man die drehbaren Rumpelkammern, Video-Leinwände und Naturalismus- Exzesse von Bühnenbildner Aleksandar Denić zu gut, um mehr davonzutragen als Déjàvus. Immerhin. Maria José Siri stürzt sich mit Vehemenz in die zehrende Rolle der Leonora – mit gelblicher Höhe und talgigem Ton. Viel Applaus kriegt Russell Thomas als indigener Don Alvaro (trotz verschatteter Spitzen und leicht steifbeiniger Phrasierung). Markus Brück beißt sich verdienstvoll durch den Don Carlo. Pult-Einspringer Jordi Bernàcer dirigiert zu grobkörnig, als dass hier irgendein Sänger fein gestalten könnte.
So bleibt der künstlerisch durchwachsene, ästhetisch gut abgehangene Abend vor allem: ein bedenkliches Zeugnis für die Aufgeklärtheit der Berliner Premieren-Klientel. Die schenkt dem Alt-Provokateur einen Gratis-Skandal. Und ist ihm prompt auf den Leim gegangen. Schicksal? Ach was.
Robert Fraunholzer, RONDO Ausgabe 5 / 2019
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