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20.04. - 01.05.2024

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Alexander Melnikov (c) Molina Visuals

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Namen, Nachrichten, Nettigkeiten: Neues von der Hinterbühne

Die finnische Sopranistin Karita Mattila hat, ein Jahr nach der Scheidung, ihr Herz für Twitter entdeckt. „Ich hatte zuvor viele Vorurteile gegenüber den social media, habe aber entdeckt, dass sie eine wunderbare Möglichkeit darstellen, Kontakte zu knüpfen und mit Menschen im Dialog zu sein.“ Sie habe fast 8000 Follower, so Mattila stolz bei einem Besuch in Berlin. Nach Jahren der „Sport-Abhängigkeit“ habe sie auch dieses Problem in den Griff bekommen. „Ich war jahrelang jogging-süchtig. Sport war immer eine ganz wichtige Angelegenheit für mich!“, so die Sopranistin, die seit Jahrzehnten in Florida lebt. Um hinterher zu setzen: „Ich bin 59 Jahre alt. Glauben Sie, dass ich von nichts so aussehe?!“
Star-Opernregisseur Romeo Castellucci, dem in Salzburg 2018 eine phänomenale „Salome“ gelang, steht zum bitteren Ernst all seiner Produktionen. „Ich mag das Lachen im Theater nicht“, so Castellucci in Berlin. „Mein Lieblingskomiker ist Buster Keaton – der auch eine großartige Bildersprache erfand. Sehr kalt.“ Affronts gegen das Publikum dagegen halte er für falsch. „Provokation mag ich überhaupt nicht“, so Castellucci. „Sie findet in jeder Werbung statt. Selbst die Politik provoziert andauernd, und es führt zu gar nichts. Kunst darf nicht voraussehbar sein. Skandal, auch Schock, sind mir lieber.“
Der venezolanische Dirigent Rafael Payare (39), Ehemann der Cellistin Alisa Weilerstein, ist frisurtechnisch – mit einer Flut rasta-artig herabspringender Locken – ein Wiedergänger von Tingeltangel-Bob aus der Comic-Serie „Die Simpsons“. Dennoch sieht er sich nicht als bad guy. „Ehrlichkeit ist mein Markenzeichen“, so Payare. Kann ja jeder sagen. „Ich hatte vor einiger Zeit eine Augen-OP“, legt er offenherzig nach, „weshalb ich keine Kontaktlinsen brauchen kann“. Er trägt Brille. Seinen schwungreichen Dirigierstil habe er von Lorin Maazel gelernt. „Mit einem Orchester musst Du tanzen können!“, habe Maazel ihm einst gesagt. Seit diesem Herbst ist Payare Chef des San Diego Symphony Orchestra.
Wagner-Tenor Reiner Goldberg (80) hat noch mit 78 Jahren für die Rolle des Tristan bei Daniel Barenboim vorgesungen. Das sagte er jetzt in Berlin. „Ich sang die Rolle davor nur während einer Probe. Dann wurde umbesetzt.“ Der Traum blieb. Tristan nicht.
Das „große Idol“ des russischen Pianisten Alexander Melnikov ist, Überraschung: Fred Astaire! Ein Bild des Tänzers hängt über dem Flügel in Melnikovs Berliner Studio. „Ich habe alle seine Filme und sogar ein Autogramm von Astaire gekauft – was sonst nicht meine Art ist.“ Warum? „Natürlich, weil Fred Astaire, besonders als Tänzer, für mich den Inbegriff von Perfektion darstellt“. Wäre man vielleicht nicht drauf gekommen.
Dirigenten-Frisuren, die Zweite. Der in Lausanne lebende Sylvain Cambreling (71) ist sich bewusst, der einzige Dirigent der Gegenwart zu sein, der Zopf trägt. „Als ich 1998 damit anfing, hielt ich es für ganz neu.“ Früher habe zwar auch Dennis Russell Davies Zopf gehabt. Jetzt Glatze. Wie in Haar-Fragen, so sei er auch musikalisch stolz darauf, niemandes Schüler zu sein. „Die Folge ist, ich arbeite wie am ersten Tag. Man bleibt umso mehr Schüler, ein Leben lang.“
Komponistin Chaya Czernowin (61), deren neue Oper „Heart Chamber“ soeben an der Deutschen Oper Berlin uraufgeführt wurde, hält den Erfolg von Komponistinnen heute für immer noch nicht groß genug. „Ich glaube, dass Komponistinnen auch heute noch viel mehr kämpfen müssen als Männer. Ich kenne zu viele mittelprächtige Komponisten, die trotzdem sehr gut im Geschäft sind. Mediokre Komponistinnen dagegen“, so Czernowin, „gibt es gar nicht“.
Dirigent Andris Nelsons hat wieder geheiratet. Seine Hochzeit mit der Deutschen Alice Heidler fand heimlich in Bayern statt. Letztes Jahr hatten sich der lettische Dirigent und seine erste Frau, die Sopranistin Kristīne Opolais, nach siebenjähriger Ehe scheiden lassen.

Robert Fraunholzer, 21.12.2019, RONDO Ausgabe 6 / 2019



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