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(c) Markus Werner, Sony Music Entertainment
Es ist eine Story, wie man sie sonst eher aus dem Pop- und Crossover-Bereich kennt. Etwa von Teenieschwarm Justin Bieber oder von den 2Cellos, die zunächst auch durch ihre YouTube-Videos eine durchaus beachtliche Fangemeinde um sich scharen konnten, ehe die Plattenfirmen zugriffen und die Karriere so richtig Fahrt aufnahm. Zu solch einem Sprung setzt jetzt ebenfalls Dirk Maassen an, dessen eingängige Klavierkompositionen sich bei Streamingdiensten wie SoundCloud oder Spotify bereits siebenstelliger Hörerzahlen erfreuen. Ein ebenso erstaunlicher wie unerwarteter Erfolg, der auch den Verantwortlichen eines Major-Labels nicht entging. Weshalb sie den 49-jährigen Elektroingenieur, der hauptberuflich immer noch in der Softwareentwicklung tätig ist, umgehend unter Vertrag nahmen. Das frisch im Handel erhältliche Debütalbum „Ocean“ ist für Maassen zwar nicht die erste CD, allerdings die erste Produktion vor großem Haus. „Ich hatte ja eigentlich nicht geplant, mit meiner Musik noch einmal an die Öffentlichkeit zu gehen. Ein Stück hatte ich damals eher so aus Spaß hochgeladen. Aber als es dann quasi über Nacht auf Platz 1 der Klassikcharts gelandet ist, hat das natürlich motiviert. Trotzdem war ich bisher eher so ein Do-it-yourself- Musiker und habe auch meine Auftritte selbst organisiert. Das nimmt jetzt natürlich schon andere Dimensionen an. Auch international.“ Größer geworden ist natürlich auch das Team hinter dem Album. Dazu zählt unter anderem der Produzent Francesco Donadello, der bereits mit Ludovico Einaudi zusammenarbeitete, mit dem Maassen gerne in einem Atemzug genannt wird. Ein Vergleich, den der Pianist durchaus als Lob versteht, obwohl er musikalisch Unterschiede sieht. „Meine Stücke sind weniger meditativ, weil ich damit vor allem Geschichten erzählen möchte. Ich habe immer komponiert, schon seit ich als Kind angefangen habe Klavier zu lernen. Wo andere Tagebuch schreiben, ist meine Ausdrucksform eben die Musik. Und wenn ich abends nach Hause komme, setze ich mich einfach gerne ans Klavier und verarbeite dort meine persönlichen Erlebnisse.“ Herausgekommen sind auf diesem Wege emotionale Miniaturen, die für Maassen das ausdrücken, was sich oft nur schwer in Worte fassen lässt. „Ocean“ präsentiert sich dabei als eine Art Werkschau, die Novizen in Maassens musikalischen Kosmos einführen soll, gleichzeitig aber auch den treuen Fans aus Streaming- Tagen Neues offeriert. So erlebt man ihn hier nicht nur als gewohnt virtuosen Solokünstler, sondern ebenfalls als Kammermusiker und im großen Orchestersound. „Ich habe lange gehadert, ob ich mit meiner Musik noch einmal auf die Bühne gehen soll. Aber ich wollte dann einfach für mich begreifen, was diese Million Hörer aus dem virtuellen Raum nun im realen Leben bedeutet. Ist das nur eine Zahl, oder doch mehr? Jetzt, wo ich wieder Konzerte gebe, komme ich viel mit Menschen in Kontakt, die mir erzählen, was meine Musik in ihnen auslöst. Und wenn ich merke, dass sie etwas Ähnliches fühlen wie ich beim Komponieren, fasziniert und berührt mich das schon unglaublich.“
Tobias Hell, 29.02.2020, RONDO Ausgabe 1 / 2020
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