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(c) Marco Borggreve
Saxofon-Kammermusik der „Roaring Twenties“ Der Star im Klangbild der 1920er- Jahre war das Saxofon, das man aber nicht nur in den Bands und Tanzkapellen antraf, sondern auch in klassischen Werken. Immerhin hat dessen Erfinder Adolphe Sax Mitte des 19. Jahrhunderts das golden glänzende Blasinstrument auch als Erweiterung des klassischen Holzbläserapparates erfunden. Die Saxofonistin Asya Fateyeva entdeckt Kammermusik der 20er neu, die eigens für ihr Instrument geschrieben wurde. Der Albumtitel „Jonny“ verweist auf die Jazz-Oper „Jonny spielt auf“, die Ernst Krenek 1927 zur Uraufführung brachte. Die Bebilderung des Klavierauszugs mit einem schwarzen Saxofonisten diente den kulturellen Volksverhetzern 1938 verzerrt als Plakatvorlage für die Ausstellung „Entartete Musik“, zu der man Kreneks Werk ebenfalls zählte. Die Musik daraus findet sich in einer Suite für Kammerbesetzung. Hinzu kommen Repertoireentdeckungen von Erwin Schulhoff, Paul Hindemith, Anton Webern, Adolf Busch und Kurt Weill. Das Ergebnis ist ein Kammermusikprogramm, das brennpunktartig den Zeitgeist der Zwischenkriegsepoche spiegelt.
Jazzige Streifzüge mit Akkordeon und Co. Dass Mozart, Beethoven und viele andere Klassiker große Improvisatoren waren, ist bekannt. Und wenn ein Jazz-Quartett sich Melodien und Themen aus der großen, alten Welt der „E-Musik“ als Standards wählt, liegt es nahe, dass sich die Musiker genau auf diese Tradition berufen. Aber beim Album „Eclectica“ greift dieser Gedanke zu kurz und entlarvt sich schon im ersten Track als Understatement. Klanglich führend im Quartett ist der Akkordeonvirtuose Gwen Cresens, der schon bei Edvard Griegs „Anitras Tanz“ eine weitere Komponente einbringt: das im besten Sinne volksmusikhafte Element, das sich dann mit Klavier, Bass und Schlagzeug zu einem wahren Feuerwerk entfaltet. Neben „echten“ Klassikern haben sich die vier Repertoire aus aller Welt als Material für ihre Streifzüge auserkoren – von Astor Piazzolla bis zum irischen „Danny Boy“ und zum französischen Evergreen „Plaisir d’amour“. Neben den frisch-fantasievollen Improvisationsnummern im Quartett liefert Cresens eine rhapsodisch-konzertante Zugabe mit Kammerorchester.
Epische neue Klassik in leuchtenden Farben Immer mehr Orchester entdecken in der letzten Zeit den immensen Reichtum großer Filmmusik-Partituren. Ohne jede digitale Zutat tauchen sie in die Klang gewordene Themenwelt bedeutender Soundtracks ein – und schaffen so ein eigenes Klassikgenre, dem man vielleicht demnächst einen eigenen Namen geben wird. Auf dem Album „New Sound of Classical Epic Orchestra“ wechseln sich der Organist Cameron Carpenter, die Sopranistin Olga Peretyatko, das Modern String Quartet und viele andere darin ab, zusammen mit der NDR Radiophilharmonie Titeln von Hans Zimmer, Karl Jenkins, Ennio Morricone, Alexandre Desplat, Philip Glass, Max Richter oder Howard Shore den ganz besonderen Schliff zu geben. Die pure akustische Darbietung lässt die Titel klanglich geradezu in kräftigen Farben leuchten – und stellt auf weiten Strecken die Originale in den Schatten.
Risse im Schönklang in der „Belle Époque“ Es war der erste Vorstoß in Richtung der Moderne, die äußerlich als stabil, sicher und von Wohlstand geprägt galt: die sogenannte „Belle Époque“ zwischen dem Deutsch-Französischen Krieg 1871 und dem Ersten Weltkrieg 1914. Wer mit offenen Augen durch die Welt ging, bemerkte natürlich, dass sich hinter dem Vordergrund der „schönen Epoche“ mit Salons und Vergnügungen soziales Elend und wirtschaftliche Not breitmachten. Die Klangbäder der Spätromantik bekamen Risse – und die sitzen im Repertoire, das Daniel Hope in seinem neuen Doppelalbum mit dem Pianisten Simon Crawford-Phillips und dem Zürcher Kammerorchester aufeinandertreffen lässt wie kleine Sandkörner im Getriebe des Schönklangs. Elgar, Debussy und Rachmaninow stehen neben Dissonanzen des Schönbergkreises, das „Liebesleid“ von Fritz Kreisler und Jules Massenets „Méditation“ neben Maurice Ravels „Sonate posthume“ oder Entdeckungen wie dem Konzert für Violine, Klavier und Streicher von Ernest Chausson.
Oliver Buslau, 07.03.2020, RONDO Ausgabe 1 / 2020
Vor fast genau einem Jahr hatte der Violinist Gidon Kremer den mahnenden Finger gehoben und sich […]
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Unser Stammgast im Wiener Musiker-Wohnzimmer
Nachdem Wagner zum Opernalltag gerechnet wird, zählen Meyerbeer und die Grand opéra, also auch […]
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Im Zuge des nicht endenden Operettenbooms gibt es inzwischen nicht nur Revivals verfemter oder […]
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Alexander Skrjabins frühe Werke sind in ihrer Tonsprache noch stark von Chopin und Liszt beeinflusst. Die Préludes op. 13, zeigen deutliche Bezüge zu Chopin, aber auch eine visionäre Originalität, die seine zukünftige Modernität vorwegnimmt. In der berühmten Étude in cis-Moll hört man komplexe Harmonien, während die epische Leidenschaft der Fantasie in h-Moll bereits den kompositorischen Fortschritt andeutet. Die italienische Pianistin Daniela Roma hat in ihrem Heimatland und den […] mehr