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Wenn Fazıl Say Klavier spielt, kann man normalerweise was erleben. Denn ein kompletter Open-Minded-Künstler, der komponiert, dirigiert und neben dem klassischen Repertoire auch Jazz und Weltmusik mag, ist eigentlich ständig für überraschende Neuperspektiven gut. Erstaunlicherweise aber ist die Einspielung aller 32 Beethoven-Klaviersonaten, von denen vier nun ebenfalls auf Doppel-Vinyl erschienen sind, auf den ersten Blick erstaunlich anti-Fazıl-Sayisch ausgefallen. Geradezu klassisch, fernab aller Extravaganzen klingt diese Beethoven-Annäherung. Und wenngleich auch die vier ausgekoppelten Evergreens „Pathétique“, „Appassionata“, die „Mondschein“- und die „Waldschein“-Sonate geradezu geerdet und ohne intellektuellen Überbau daherkommen, erweist sich das als absolute Trumpfkarte. Ein wenig fühlt man sich dabei sogar an den Beethoven-Pianisten und Open-Minded-Kollegen Friedrich Gulda erinnert.
Warner Classics
Guido Fischer, 04.04.2020, RONDO Ausgabe 2 / 2020
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