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Zum Lachen ist Fritz Reiner wahrscheinlich wirklich in den Keller gegangen. Denn auf keinem der wenigen Fotos, die jetzt für das Booklet zur 14 CDs umfassenden Box ausgewählt wurden, huscht auch nur ein kleines einnehmendes Lächeln über seine Lippen. Nein. Als Persönlichkeit muss der gebürtige Ungar Fritz Reiner ein rechter grimmig dreinschauender Stinkstiefel gewesen sein. Was auch die unzähligen Anekdoten über den gnadenlosen Orchestererzieher und Despoten unterstreichen. Reiners Strenge und Disziplin sollte sich aber auszahlen. Denn wo auch immer er in den USA zum Chefdirigenten ernannt wurde, machte er aus einer Musikertruppe ein absolutes Top-Orchester. Vor seiner Ära beim Chicago Symphony Orchestra hatte er von 1938 bis 1948 das Pittsburgh Symphony Orchestra geleitet. Ein anfänglich eher mäßiger Klangkörper, dem Reiner jedoch rasch Beine machte. Die zwischen 1940 und 1950 entstandenen, größtenteils für 78er-Schallplatten gemachten und nun im historischen Klanggewand daherkommenden Aufnahmen leben von einer Impulsivität, Präzision und Ausdrucksintensität, die geradezu vorbildhaft ist. Unter den Einspielungen finden sich etwa die Weltpremiere von Béla Bartóks „Konzert für Orchester“ und das 1. Klavierkonzert von Johannes Brahms mit Rudolf Serkin. Packend und brillant geht es bei Ravels „La Valse“, Strauss’ „Don Quixote“ (mit Gregor Piatigorsky) sowie in der 6. Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch zu. Und für pure Gänsehaut sorgt Reiner mit der Sopranistin Ljuba Welitch in den Ausschnitten aus Mozarts „Don Giovanni“ und Strauss’ „Salome“. Danach muss auch er dann doch insgeheim einmal zufrieden gelächelt haben …
Guido Fischer, 26.09.2020, RONDO Ausgabe 4 / 2020
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