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Glaubt man dem Glenn-Gould-Biographen Kevin Bazzana, war es der Geiger Alexander Schneider, der dem jungen Kanadier den Weg zu einer großen Schallplattenkarriere geebnet hat. So soll Schneider kurz vor Goulds New Yorker Debüt-Konzert Anfang 1955 einen Schallplattenmanager mit den Worten auf das Talent aufmerksam gemacht haben: „Leider ist er ein wenig verrückt, hat aber am Klavier eine bemerkenswerte, hypnotische Wirkung.“ Schneider hatte da wohl nicht zu viel versprochen. Nach dem Konzert bekam Gould einen Exklusivvertrag, den er sofort mit der Kult-Aufnahme von Bachs „Goldbergvariationen“ rechtfertigte. Was darauf folgte, ist auch angesichts des so gar nicht abebbenden Gould-Hypes in allen Schattierungen längst beschrieben und dokumentiert worden. An die Breitenwirksamkeit des Kanadiers kommt immer noch kein anderer Pianist des 20. und 21. Jahrhunderts heran (fairerweise muss man Lang Lang erwähnen – der aber mit seinen aktuellen „Goldberg-Variationen“ bewiesen hat, dass er an die Klasse Goulds nie herankommen wird). Im Zuge der auch diskografischen Neu- und Rundumbeleuchtung des Phänomens „Gould“, dem laut Thomas Bernhard „größten Pianisten aller Zeiten“, stand natürlich regelmäßig der Name Bach im Mittelpunkt. Schließlich hat sich Gould sein Leben lang mit keinem anderen Komponisten so intensiv beschäftigt. Zuletzt kam 2012 mit „The Complete Bach Collection“ das vorerst ultimative Bach-Paket auf 38 Scheiben heraus. „The Bach Box“ nun umfasst noch 30 CDs, aber jede der Originalaufnahmen – von den Partiten über die Suiten bis hin zur „Kunst der Fuge“ – ist eine Offenbarung, was Goulds Kernigkeit und Swing, sein zartes Melos und nicht zuletzt seinen Sinn für die Schönheit der Bachschen Komplexität angeht.
Guido Fischer, 26.09.2020, RONDO Ausgabe 4 / 2020
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