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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Eine runde Sache: Musik auf Vinyl © pixabay.com

Pasticcio

Und der schwarze Dino dreht sich

Immer wieder haben Marktanalysten und Brancheninsider Schreckensszenarien in die Welt rausposaunt, wenn es um die Zukunft haptischer Kulturgüter geht. Das stinknormale Buch, in das man – im Gegensatz zum mächtig propagierten E-Book – noch immer zum Schrecken aller Bibliophilen Eselsohren reinknicken kann, ist nicht nur nach wie vor im Rennen. Im Vorfeld der Büchermessen in Leipzig und Frankfurt/Main werden regelmäßig Rekordzahlen zu ständig steigenden Buch-Veröffentlichungen vermeldet. Am klassischen Buch hat sich der kulturpessimistische Sensenmann also erfolglos die Zähne ausgebissen.
Als ebenso zäh und überlebensfähig hat sich aber auch die Schallplatte, dieses runde und zumeist schwarze Vinyl-Kunstwerk erwiesen. Natürlich haben die Streaming-Dienste in der Musikbrache inzwischen die absolute Pool-Position eingenommen. Dennoch sind alle noch so lauten Rufe, die den Tod der CD und erst recht der Schallplatte prognostiziert haben, mittlerweile wieder verstummt. Zumal selbst marktbestimmende Konzernriesen wie aktuell Warner Music bestätigen können, dass sich das Geschäft mit diesen Tonträgern lohnt. So konnte man vermelden, dass die Erlöse mit physischen Tonträgern im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um ein Viertel auf 118 Millionen Dollar (rund 98 Mio. Euro) gestiegen sind. Und hinter diesem Plus stünden laut des US-Konzerns vor allem – Vinyl-Schallplatten.
Tja. Das Beste daran ist: den Trend kann auch der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) für Deutschland mit frischen Zahlen bestätigen. So hat im letzten Jahr und im Vergleich zu 2019 die Schallplatte einen Zuwachs von 24,7 Prozent hingelegt. Damit nimmt sie mit einem Gesamtmarktanteil von 5,5, Prozent den dritten Platz ein – hinter Audio-Streaming (63,4 Prozent) und der CD (21,6 Prozent). Dass sich das Vinyl-Geschäft lohnt, spiegelt auch die Veröffentlichungspolitik der beiden anderen Branchenriesen Sony und Universal wider. Immer öfters erscheinen nämlich auch viele der klassischen CD-Neuheiten nahezu zeitgleich im 33er-Vinylformat. Jetzt müssen nur noch mehr Presswerke her, um der steigenden Nachfrage nachzukommen.

Reinhard Lemelle



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