home

N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Startseite · Oper & Konzert · Pasticcio

Oksana Lyniv dirigiert als erste Frau bei den Bayreuther Festspielen © Künstlerin

Pasticcio

Im Graben tut sich was!

Die Bilanz von 145 Jahren Bayreuther Festspiele gleicht bis auf einige Phasen, in denen auch der politisch arg dunkle Wind über den Hügel wehte, durchaus einer Erfolgsstory. Daran maßgeblich beteiligt waren bzw. sind zwei Wagner-Frauen, die nicht nur hauptverantwortlich die Strippen zogen/ziehen. Cosima und Katharina Wagner haben zugleich immer auch Regie geführt. 1886 gab die Wagner-Gattin ihr Regie-Debüt mit „Tristan und Isolde“. Und Katharina Wagners letzte Regiearbeit war ebenfalls „Tristan“. Was aber auch schon sechs Jahre her ist. Ansonsten aber haben Frauen am Regiepult in Bayreuth bislang keine Bühne gehabt. Die legendäre Ruth Berghaus wurde nie eingeladen. Und 2019 trennte man sich einvernehmlich von Tatjana Gürbaca, die ab 2020 einen neuen „Ring“ verantworten sollte.
Tief unten jedoch, im geradezu schon fast mythischen Orchestergraben, wird sich jetzt, an diesem Sonntag, etwas ereignen, was im Vorfeld allerhöchste Wellen bis selbst in die New Yorker Nachrichtenredaktionen geschlagen hat. Zum ersten Mal in der Bayreuther Festspielgeschichte wird eine Frau am Pult des Festspielsorchesters stehen. Ihr Name: Oksana Lyniv. Und mit Wagners „Fliegendem Holländer“ wird sie zur Festspieleröffnung eine Oper leiten, die sie bereits 2017 am Teatro del Liceu Barcelona dirigiert hat. „Dass ich hier als Frau am Pult stehen kann, ist vielleicht auch ein Symbol unserer Zeit“, so die aus der Ukraine stammende Dirigentin gegenüber der „Augsburger Allgemeinen“. „Natürlich hoffe ich, ein positives Beispiel zu liefern. Das wäre nicht nur für mich persönlich wichtig, sondern auch – pathetisch gesagt – für die Welt und für die Zukunft.“
Für diesen Top-Job hat sich die 43-Jährige über vielbeachtete Stationen qualifiziert. An der Münchner Staatsoper war sie Assistentin bei Kirill Petrenko. Und mit der bald nach Dresden wechselnden Intendantin Nora Schmid sorgte Oksana Lyniv an der Oper Graz für mächtig Aufsehen. Nun also ist sie die erste Frau am Bayreuther Pult – nach 92 Männern. Doch „dadurch“, so Oksana Lyniv, „dass ich eine Frau bin, wird die „Holländer“-Partitur weder leichter noch schwerer“.

Guido Fischer



Kommentare

Kommentar posten

Für diesen Artikel gibt es noch keine Kommentare.


Das könnte Sie auch interessieren

Pasticcio

Abschiedsbriefe

Als „Picasso der Kinder“ wurde der amerikanische Illustrator Maurice Sendak einmal bezeichnet. […]
zum Artikel

Zugabe

Namen, Nachrichten, Nettigkeiten: Neues von der Hinterbühne

Barrie Kosky, beinahe ein Harald Glööckler der Berliner Klassikszene, hat sein Augenbrauen- […]
zum Artikel

Gefragt

Hille Perl

Unter Strom

Alte Musik im Sound von Rockballaden – mit ihrem Album „Born To Be Mild“ schlägt die […]
zum Artikel


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


Abo

Top