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RONDO: Auch wenn die Frage nicht gerade taufrisch ist, interessiert es uns doch, wie es bei Ihnen anfing mit dem Klavierspielen …
Jan Lisiecki: Ich komme nicht aus einer Familie, in der klassische Musik sonderlich gepflegt wurde, meine Eltern sind beide Gartenbauer. Ich habe mit fünf angefangen, auf eine sehr natürliche Weise, als wäre es ein neues Hobby. Da war, glaube ich, auch kein besonderer Moment, an dem irgendjemand meine Begabung bemerkt hätte. Wir alle wussten, ich liebte das Klavierspiel und würde weitermachen damit.
RONDO: Aber CDs und künstlerische Idole hatten Sie bestimmt?
Lisiecki: Aber natürlich! Es ist sehr wichtig, sich von anderen Künstlern inspirieren zu lassen. Es ist unglaublich zu hören, wie jemand sich ein völlig anderes Bild von einem Werk machen kann. Allerdings nutze ich niemals Aufnahmen anderer Pianisten, um interpretatorische Ideen zu übernehmen. Zu meinen Lieblingspianisten zählen Rubinstein, Zimerman, Argerich und Perahia, und natürlich Glenn Gould, jeder aus anderem Grund. Ich habe eine ganze Menge gelernt, von ihrer Bescheidenheit ebenso wie von ihren weitgesteckten Interessen.
RONDO: „Weitgesteckte Interessen“ sind ein gutes Stichwort!
Lisiecki: Mit Siebzehn erweitert man natürlich sein Wissen. Ich studiere auch englische Literatur als Teil meiner Universitätslaufbahn. Ich liebe Hemingway, Tolstoi, Kafka und Shakespeare. Im Sommer genieße ich es, beim Musikfest in Stratford (Kanada) aufzutreten, das ein Teil des Stratford Shakespeare Festival ist.
RONDO: Ist es in Ihrem Alter nicht etwas belastend, seine musikalischen Ideen einer CD anzuvertrauen?
Lisiecki: Eine CD ist so etwas wie in der Zeit gefrorene Musik. Sie zeugt von dem Besten, was Du in diesem einen Moment zu geben hattest. Trotzdem ist Musik eine lebendige Kunst, und ich habe schon bemerkt, dass meine Interpretationen ständig in Bewegung sind, sogar während einer Aufnahmesitzung.
RONDO: Ihr Debüt war ausgesprochen seriös. Wie passt diese im besten Sinne elitäre Attitüde zu den üblichen Strategien, junge Künstler zu vermarkten?
Lisiecki: Ich lehne die Vorstellung ab, dass klassische Musik elitär ist. Ich mag es, sie für alle zugänglich zu machen, jung und alt, in großen und kleinen Städten. Auf der anderen Seite gefällt es mir überhaupt nicht, wenn Leute klassische Musik simplifizieren, um sie zugänglich zu machen. Wenn sie auf dem höchsten Niveau präsentiert wird, spricht Kunst für sich selbst, in einer reinen, traditionellen und „klassischen“ Art.
RONDO: Und was ist Ihnen wichtig neben dem Klavier?
Lisiecki: Ich liebe das Reisen. Das kommt für mich gleich nach dem Auftreten. Klar, dass eine Bühnenkarriere sehr gut zu mir passt.
Universal/Deutsche Grammophon
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Matthias Kornemann, 30.11.1999, RONDO Ausgabe 2 / 2013
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