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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Startseite · Interview · Gefragt

(c) Kaupo Kikkas

Jean Muller

Blick nach innen

Der Pianist vertieft sich in Sonatenzyklen, um das Schaffen von Komponisten wie ­Mozart und Beethoven intensiv zu ergründen.

In seiner Kindheit war Jean Muller stets von Musik umgeben. „Mein Vater unterrichtete Klavier am Konservatorium, und meine Mutter spielte Bratsche im Philharmonischen Orchester von Luxemburg. Ich bin also schon früh in den Zaubertrank gefallen“, schmunzelt der luxemburgische Pianist. Schon mit sechs Jahren wurde er regelmäßig zu Orchesterkonzerten mitgenommen, in dem Alter begann er auch selbst mit dem Klavierspiel.
Das Instrument habe ihn von Anfang an fasziniert, ein anderes sei nie ernsthaft in Frage gekommen, gesteht er. Große Interpreten, die er zu Hause auf zahlreichen Plattenaufnahmen erleben konnte, waren seine Vorbilder. „Man sollte immer nach dem Bestmöglichen streben, diese Erkenntnis gebe ich heute auch meinen Schülern mit.“
Dass Muller in einem Ministaat mitten in Europa aufgewachsen ist, hat ihn als Mensch und Künstler geprägt. „Als Luxemburger ist man Kosmopolit, wir sprechen alle mehrere Sprachen. Von der Stadt Luxemburg aus sind es in drei Richtungen gerade einmal 20 Minuten Autofahrt, bis man an eine Grenze kommt.“ Bei seinem Studium in den Nachbarländern Belgien, Frankreich und Deutschland lernte er unterschiedliche Denkschulen kennen, die seine pianistische Entwicklung beeinflusst haben.
Als Solist ist Muller weltweit in Recitals und Konzerten mit namhaften Orchestern zu erleben, sein Können wurde mit zahlreichen Preisen gewürdigt. Das diskografische Œuvre steht momentan ganz im Zeichen Mozarts. Im Laufe der letzten Jahre hat er alle seine Klaviersonaten eingespielt. Drei CDs sind inzwischen bei hänssler Classic erschienen, die nächste soll im ersten Quartal 2022 folgen.
Die Beschäftigung mit Werkzyklen führe ihn besonders nahe an einen Komponisten heran, sagt er. Mozart entdeckte er erst spät im Alter von etwa 30 Jahren: „Es war eine überraschende Entdeckung. Ich habe mich auf den zweiten Blick in diese Musik verliebt, sie ist mir dann immer wichtiger geworden.“ Auf den Alben hat er die Stücke so angeordnet, wie er sie im Konzert spielen würde. „Ich gehe nicht streng enzyklopädisch vor, sondern achte darauf, dass beispielsweise nicht nur Sonaten in C-Dur aufeinanderfolgen. Das Ohr bleibt frischer, wenn es unterschiedliche Tonarten hört.“
Auch Beethovens Klaviersonaten hat Muller bereits in ihrer Gesamtheit im Konzert präsentiert. Zum 250. Geburtstag des Komponisten im Pandemiejahr 2020 spielte er zudem während 32 Wochen jeden Sonntagnachmittag eine Sonate. Die Aufführungen, die bei ihm zu Hause stattfanden, wurden als Livestream im Internet übertragen. Eine Studioaufnahme des Zyklus’ ist zurzeit in Planung.
Nächstes Jahr beginnt ein weiteres umfangreiches Projekt, das alle Klaviersonaten von Franz Schubert umfasst. „Dieser Zyklus spiegelt auch meine Bemühungen, in die Stille und ins Innere zu gehen. Schubert war ja ein Meister der feinen Psychologie.“ Jean Muller verrät noch eine Neuigkeit. Als die Konzertsäle geschlossen waren, hat er sich intensiv mit dem Entstehen des Klavierklangs beschäftigt. Diese Recherchen haben ihn dazu gebracht, seine Spieltechnik von Grund auf umzustellen. Auf die nächsten Auftritte darf das Publikum also gespannt sein.

Zuletzt erschienen:

Mozart

Die Klaviersonaten Vol.1

Jean Muller

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Mozart

Die Klaviersonaten Vol. 2

Jean Muller

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Mozart

Die Klaviersonaten Vol. 3

Jean Muller

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Corina Kolbe, 11.12.2021, RONDO Ausgabe 6 / 2021



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