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N° 1354
20. - 29.04.2024

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am 27.04.2024



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(c) Marco Borggreve

Innsbrucker Festwochen der Alten Musik 

„Il Messia“ statt „Messiah“!

Das Innsbrucker Barockmusik-Festival lädt zu „Begegnungen“ ein – mit Stars wie Bejun ­Mehta, Les Arts Florissants und natürlich mit Festival-Chef Alessandro De Marchi.

Seit nunmehr fast einem halben Jahrhundert schnalzen die Barockopernfans bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik mit der Zunge. Schließlich vergeht kein Jahrgang, bei dem nicht mindestens eine tolle Opernrarität geboten wird. Bei der 46. Ausgabe sind es nunmehr gar drei solche Archivschätze, die von gestandenen und zukünftigen Sängerstars emporgehoben werden (5. bis 28. August; Ambraser Schlosskonzerte: 12. Juli bis 2. August). Dazu gehört Carlo Pallavicinos „L’amazzone corsara“, die im Rahmen des „Barockoper:Jung“-Projekts Premiere feiert. Und gleich zu Beginn des Festivals ist Carl Heinrich Grauns „Silla“ in einer regelrechten Allstar-­Inszenierung zu erleben. Immerhin geben sich allein mit Bejun Mehta und Valer Sabadus zwei der aktuell klangschönsten Countertenöre ein Stelldichein. Komplettiert wird das von Festival-Intendant Alessandro De Marchi geleitete Ensemble von den Sopranistinnen Eleonora Bellocci und Roberta Invernizzi.
Doch seitdem Alessandro De Marchi im Amt ist (er übernahm 2010 das Festival von René Jacobs), geraten nicht nur die Opernstimmenfans ins Staunen. Auch abseits der Bühne des Tiroler Landestheaters kommen Werke zur Aufführung, die selbst absolute Kenner und Insider der Alten Musik-Szene überraschen. Solch eine musikalische Wundertüte erwartet das Publikum etwa im Innsbrucker Haus der Musik. Wenn nämlich De Marchi einen Welthit dirigiert, wie man ihn so noch nie gehört hat: Händels „Messiah“ auf Italienisch! 1768 erklang diese Fassung in Florenz – um sofort wieder von der Bildfläche zu verschwinden. Nun hat die Hallesche Stiftung Händel-Haus die Partiturhandschrift von „Il Messia“ erworben und De Marchi zur modernen Uraufführung überreicht.
In diesem Jahr stehen die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik unter dem Motto „Begegnungen“. Und in rund 50 Veranstaltungen kommt es dabei zu musikalischen Gipfeltreffen und Dialogen, wie man sie nur in der Tiroler Landeshauptstadt und ihrer Umgebung erleben kann. Allein schon die prachtvollen Kirchen und Säle bilden die entsprechende Bühne für wahren Ohrenschmaus – wenn etwa die Barockgesang-Nachtigall Dorothee Mields zu einem „Concerto delle Donne“ im Spanischen Saal von Schloss Ambras einlädt. Das formidable Ensemble Les Arts Florissants feiert unter Paul Agnew den Madrigalkomponisten Heinrich Schütz. Und während Claudio Monteverdis „Marienvesper“ mit dem La Cetra Barockorchester und Vokalensemble unter Andrea Marcon erklingt, porträtiert der Cembalist Lorenzo Ghielmi zusammen mit der Violinistin Mayumi Hirasaki den deutsch-französischen Barockkomponisten Georg Muffat.
Zwischendurch verlässt man aber immer wieder all die kunst- und architekturgeschichtlich so wertvollen Klangräume, um sich entweder auf den schönsten Plätzen und in den lauschigsten Gärten Innsbrucks barocken Freiluftklängen hinzugeben. Oder man bricht mit der Konzertreihe „Musica Montana“ in die umliegenden Berge auf – von wo aus man beschwingte Barockklänge und den herrlichen Blick aufs Inntal genießt.

46. Innsbrucker Festwochen der
Alten Musik
„Begegnungen“, 12.7.–28.8.
www.altemusik.at
Tickets: +43 (512) 52074-50

Guido Fischer, 26.02.2022, RONDO Ausgabe 1 / 2022



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