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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

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am 27.04.2024



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Virtual History: Dank VR-Brille einmal in der zerstörten Weimarer Schlosskapelle wandeln © Domenik Saure

Pasticcio

Bach 2.0

Es muss schon eine magische Wirkung auf die Gemeinde gehabt haben, die da unten im halbdunklen Kirchenraum der Weimarer Hofkapelle saß. Plötzlich drang nämlich von weit oben, aus einem großen Schalloch die herrlichste Musik. Ob nun innigste Kantaten oder strahlende Orgelklänge. Angesichts dieser Raumklangwirkungen wurde denn auch die Kapelle als „Himmelsburg“ bezeichnete. In seinen Weimarer Jahren zwischen 1708 und 1717 hatte auch Johann Sebastian Bach in dieser „Himmelsburg“ seinen besonderen Arbeitsplatz. Leider nur sollte sie schon bald in Schutt und Asche liegen. 1774 wurde sie bei einem Schlossbrand bis auf die Umfassungsmauern komplett zerstört. Immerhin ist es historischen Bauzeichnungen zu verdanken, dass die Nachwelt bisher zumindest einen zweidimensionalen Eindruck von diesem architektonischen Kleinod bekam. Doch nun lässt sich tatsächlich wieder selbst durch die „Himmelsburg“ wandeln und auch Bachschen Klängen lauschen. Und zwar dank modernster Virtual-Reality-Technik! Auf den Weg gebracht haben dieses außergewöhnliche Projekt die Thüringer Bachwochen. Und mit diesem Coup gastiert man jetzt auch bei dem von der Internationalen Bachakademie ausgerichteten Stuttgarter Musikfest. Vom 22. Juni bis 3. Juli steht dafür auf dem Schillerplatz ein Container parat, in dem man mit VR-Brille und Kopfhörern die ehemalige Wirkungsstätte Bachs begehen und gleichzeitig die dort entstandene Musik hören kann.
Musik, dargeboten von Musikern aus Fleisch und Blut, gibt es aber natürlich auch beim Musikfest in der baden-württembergischen Landesmetropole (18. Juni bis 3. Juli). Aus Dänemark kommt Concerto Copenhagen unter Lars Ulrik Mortensen und aus Prag Václav Luks mit seinem Collegium 1704. Bachsche Kammermusik gibt es mit dem Cembalisten Andreas Staier. Und bei dem Konzert der Gaechinger Cantorey unter Hans-Christoph Rademann trifft die Musik des Zeitgenossen Bach auf den zeitgenössischen französischen Komponisten Mark Andre, dessen Stück „rwh2“ uraufgeführt wird.

Guido Fischer



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