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Nichts als das Wesen der Musik: Pianist Lars Vogt ist mit 51 Jahren gestorben © Giorgia Bertazzi
Zum Abschluss hatte Lars Vogt wieder ein Werk von Johannes Brahms auf das Programm gesetzt. So wie ein Vierteljahrhundert zuvor, bei der Premiere des von ihm ins Leben gerufenen Kammermusikfestivals „Spannungen“, das fortan Jahr für Jahr zum Magneten für Publikum und gleichgesinnte Musiker wurde. Damals, im Juni 1998, warf sich Vogt vom Klavier aus mit u. a. seinem engen Freund Christian Tetzlaff in das Klavierquintett von Brahms. Am 26. Juni 2022 war nun beim Festivalfinale dessen 3. Klavierquartett zu hören. Und neben Bratscherin Barbara Buntrock sowie Cellistin Tanja Tetzlaff waren sie einmal mehr vereint – Lars Vogt und Christian Tetzlaff, die ihr gleichtickendes Verständnis von Musik auf zahlreichen Referenz-Einspielungen unter Beweis gestellt haben.
Tetzlaff dürfte zu diesem Zeitpunkt schon gewusst haben, wie es gesundheitlich um Lars Vogt stand. Die musikalische Öffentlichkeit hingegen erfuhr erst jetzt davon. Mit der Meldung, dass der Pianist, Kammermusiker, Dirigent und eben auch Festival-Mastermind am 5. September im Alter von gerade einmal 51 Jahren verstorben ist.
Mit seinem Tod verliert die Klassik eine ganz außergewöhnliche Persönlichkeit. Denn der aus Düren stammende Musiker war das, was man im Englischen als „Musicianʼs Musician“ bezeichnet. Vogt begeisterte nämlich nicht nur weltweit die Zuhörer mit seinen so zupackend temperamentvollen wie innig-lyrischen Sichtweisen auf die Großen der Großen, etwa auf Mozart, Schumann, Brahms. Als Künstler und Mensch wurde er gleichermaßen auch von seinen Musikerkollegen stets bewundert. Star-Allüren oder marktschreierische PR-Strategien waren ihm völlig fremd. Er schien es einfach zu genießen, wenn er mit Gleichgesinnten Musizieren konnte. Zu diesen Gleichgesinnten zählten etwa die Tetztaff-Geschwister Christian und Tanja genauso wie Geigerin Isabelle Faust und Tenor Julian Prégardien. Und mit zeitgenössischen Komponisten wie Jörg Widmann verband ihn gleichermaßen viel. Seine Liebe zur Musik teilte er aber auch mit derselben Ernsthaftigkeit in dem von ihm mitinitiierten Projekt „Rhapsody in School“ mit Schülern und Schülerinnen, die ihm als die Musikhörer und -liebhaber von morgen besonders am Herzen lagen.
Zum Glück war Lars Vogt, der 1990 mit dem 2. Preis beim renommierten Leeds-Wettbewerb seine Karriere begründete, auf Tonträger enorm produktiv. Und allein all die Live-Mitschnitte des in der Eifel stattfindenden „Spannungen“-Festivals bieten nicht nur Repertoire-Raritäten, sondern kammermusikalische Gespräche, die den Geist von Vogt selbst dann in sich tragen, wenn er gerade mal nicht beteiligt war. Die „Spannungen“ sollen übrigens, wie gerade vermeldet wurde, weitergehen – ganz im Sinne ihres Gründers.
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