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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



Startseite · Medien · Boulevard

Martin Stadtfeld (c) Uwe Arens/Sony Classical

Boulevard

Ein Schuss Jazz, eine Prise Film, ein Löffel Leichtigkeit: Bunte Klassik

Lob des Volkslieds

Schon Ludwig van Beethoven hat ja Volkslieder bearbeitet, aber noch mehr stürzten sich die nach ihm geborenen, von der Romantik beseelten Tonsetzer auf die Kraft der althergebrachten Melodien. In dieser Tradition sieht sich auch Martin Stadtfeld, der nun die sonst auf seinen Programmen stehenden Sonaten und Konzerte gegen Stücke wie „Kein Feuer, keine Kohle“, „Der Mond ist aufgegangen“, oder „Es klappert die Mühle“ vertauscht hat. Der Klaviervirtuose zeigt sich als fantasiereicher Arrangeur, der das traditionelle Material in illustrative Gewänder kleidet und sie als leuchtende Miniaturen wie Edelsteine glänzen lässt: Mal im Stil von Johann Sebastian Bach („Ännchen von Tharau“), mal Hörnerklang imitierend („Auf, auf zum fröhlichen Jagen“), mal den Inhalt in einer kleinen tonmalerischen Geschichte ausdeutend wie in dem aus Basstiefen heraufdrängenden „Steigerlied“, mit dem der Pianist seiner Wahlheimat im Ruhrgebiet ein Denkmal gesetzt hat. Die dreißig Tracks, die Stadtfeld übrigens in der Zurückgezogenheit des Lockdowns erarbeitet hat, zeigen ein geradezu schillerndes Bild von den traditionellen Melodien, die sich hier einmal mehr als zeitlos erweisen.

„Deutsche Volkslieder“

Martin Stadtfeld

Sony

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Cate Blanchett dirigiert

Für viele Orchester ist es immer noch eine Premiere, wenn eine Frau am Pult steht, wenn der Chefdirigent eine Chefdirigentin ist. Der Film über die fiktive Kapellmeisterin Lydia Tár zeigt genau diese Situation. Im Zentrum der Geschichte um die von Cate Blanchett verkörperte Künstlerin, die gegen allerlei Widerstände kämpft, steht die Probenarbeit. Um diese hat die isländische Komponistin Hildur Guðnadóttir weitere Musik gerankt, neben der Werke wie Gustav Mahlers fünfte Sinfonie und Edward Elgars Cellokonzert stehen, und das in einem Konzeptalbum, das weit mehr als nur den Soundtrack bietet. Es kann als eigenständiges Werk über Musik und das Ringen um ihre Entstehung gehört werden. Cate Blanchett dirigierte übrigens selbst.

Hildur Guðnadóttir, Gustav Mahler, Edward Elgar

„Tár“ (OST)

Sophie Kauer, London Symphony Orchestra, London Contemporary Orchestra, Dresdner Philharmonie, Cate Blanchett

DG/Universal

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Neues in Vivaldis Welten

Man könnte eine Wette darüber abschließen, welcher Komponist die meisten Bearbeiter anregte. Bei Bach läge man nicht falsch, aber der hat sich bekanntlich von Antonio Vivaldi inspirieren lassen, der Chancen auf Platz zwei hätte. Nun hat auch die Berliner Lautten Compagney den Reiz entdeckt, analog zum sonst von diesem Ensemble gepflegten multistilistischen Klangbild, auch die Grenzen des Venezianers neu zu ziehen und dabei Türen für den Jazz oder die Weltmusik zu öffnen. Wem dieser Gedanke wegen vielfacher Vorgänger nicht originell genug erscheint, wird sich wundern: Schon wie sich im ersten Track das Frühlingsthema aus einem Lauten-Blues herausschält, ist meisterhaft. Und: Das Ensemble beschränkt sich nicht auf die allseits bekannten „Jahreszeiten“, sondern lotet auch unbekanntere Ecken des riesigen Vivaldi-Œuvres aus.

„New Vivaldi“

Lautten Compagney Berlin, Wolfgang Katschner

dhm/Sony

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Filmthemen wie Klavierkonzerte

Nach seinen Chopin-, Bach- und Mozartinterpretationen hat Alexandre Tharaud bereits 2017 für eine Repertoireüberraschung gesorgt: Damals verließ er die Bahnen des klassischen Kanons mit einem Album, das er der Musik der Chansonsängerin Barbara gewidmet hat. Nun geht er einen ähnlichen Weg mit einem Filmmusik-Projekt. Im Booklet verrät er, dass ihn Ennio Morricone und Kollegen schon in Kindheitsjahren prägten, als er die Melodien aus dem Fernseher am Klavier nachspielte. Damals hat er natürlich noch nicht geahnt, dass er eines Tages die Themen von Michel Legrand, John Williams, Francis Lai, Nino Rota und vielen anderen Soundtrackmeistern im Studio aufnehmen würde – und das auch noch mit Begleitung eines Sinfonieorchesters, das sein schwelgerisches, immer wieder an die Verve großer Klavierkonzerte erinnerndes Spiel auf der ersten CD des Albums in ein geradezu romantisch-konzertantes Licht taucht. Im zweiten, ganz unbegleiteten Teil werden die Leinwand-Themen zu musikalischen Solo-Meditationen werden.

„Cinéma“

Alexandre Tharaud

Warner (2 CDs)

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Oliver Buslau, 05.11.2022, RONDO Ausgabe 5 / 2022



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