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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Víkingur Ólafsson (c) Ari Magg

Deutsche Grammophon

Pianistische Perlen

Für Klaviermusik-Freunde gibt’s beim gelben Traditionslabel im Herbst eine ganze Reihe interessanter Neuerscheinungen. Wir stellen sie Ihnen vor.

Sie hat sich als virtuose Pianistin mit einem ausgefeilten Repertoire in den letzten Jahren eine internationale Fangemeinde erspielt: Yuja Wang. Dabei ist die grazile, in den USA lebende Chinesin mit dem Faible für extravagante Bühnenoutfits nicht nur eine tolle Solistin, sondern auch eine äußerst versierte Kammermusikerin. Auf ihrem aktuellen Album „Works by Sergei Rachmaninoff & Johannes Brahms“ ist sie mit zwei hochkarätigen Kollegen zu erleben: dem österreichischen Klarinettisten Andreas Ottensamer, der auch bei den Berliner Philharmonikern als Soloklarinettist wirkt, und dem Franzosen Gautier Capuçon, der zu den gefragtesten Cellisten seiner Generation gehört. Rachmaninows Cellosonate gehört zu den bedeutendsten Duowerken der russischen Spätromantik. Sie stellt an den Pianisten die gleichen Ansprüche wie an den Cellisten, er avanciert in diesem Werk vom Begleiter zum Solisten. Wang und Capuçon gelingt es, die verschiedenen Charaktere von Verzweiflung bis Ekstase plastisch herauszuarbeiten und den Hörer dadurch tief in die Musik hineinzuziehen. Auch Brahms’ gewichtige erste Cellosonate meistern die beiden bravourös, und bei seinem Klarinettentrio merkt man bereits nach wenigen Takten, dass hier drei Weltklassemusiker auf der Basis eines gemeinsamen Pulses und Atems musikantisch und virtuos miteinander kommunizieren.

Komplexe Rhythmen, kühne Harmonik

Ebenfalls musikalische Neuigkeiten gibt es von Krystian Zimerman, dem Feingeist unter den Pianisten. Der Pole hat sich der Klavierwerke seines Landsmannes Karol Szymanowski angenommen und legt anlässlich des 140. Geburtstags des Komponisten ein Album vor, das einen repräsentativen Querschnitt durch dessen pianistisches Schaffen bietet. Dabei liegen dem polnischen Pianisten besonders die unbekannteren Werke aus der Frühzeit des Komponisten am Herzen. So wählte er für sein aktuelles Album auch Stücke aus, die Szymanowski als Schüler und Student zu Papier brachte, etwa vier aus den „Neun Préludes“ op. 1. Zu den reifen Werken gehören hin­gegen die „Masques“ op. 34, die während des Ersten Weltkriegs entstanden. Sie zeigen zum einen die kreative Auseinandersetzung des Komponisten mit seinen Vorbildern Debussy, Skrjabin und Strawinski, zum anderen finden dort Eindrücke ihren musikalischen Niederschlag, die er auf seinen Reisen nach Nordafrika und in die Mittelmeerländer gewann. Des Weiteren entschied sich Zimerman für vier aus den „Zwanzig Mazurkas“ op. 50. Sie zeichnen sich durch komplexe Rhythmen und chromatische Harmonik aus und sind von der Volksmusik des Tatragebirges beeinflusst. Den Abschluss des Albums bilden die frühen „Variationen über ein polnisches Volksthema“ op. 10, in denen Zimerman zeigen kann, was für ein Virtuose in ihm steckt.

Aus reichen Traditionen geschöpft

Dass es auch im polaren Norden exzellente Pianisten gibt, dafür ist Víkingur Ólafsson ein hervorragendes Beispiel. Der isländische Star-Pianist hat ebenfalls ein neues Album im Gepäck. „From Afar“ heißt es, benannt nach dem Klavierstück „Aus der Ferne“ von György Kurtág. Olafsson versteht es als eine „Hommage an den ungarischen Komponisten und zugleich eine Rückkehr zu eigenen musikalischen Wurzeln“. „Es ist persönlicher als meine bisherigen Aufnahmen“, sagt er. „Denn es hat eine tiefe Verbindung zu meiner Kindheit und würdigt einen Komponisten, der mir außerordentlich viel bedeutet.“ Seit er in Teenagerzeiten Kurtágs „Kafka-Fragmente“ für Sopran und Violine kennen­gelernt hatte, begeisterte sich Ólafsson für dessen Musik. Es sollten allerdings noch mehr als 20 Jahre vergehen, bevor er dem mittlerweile 95 Jahre alten Komponisten in Budapest persönlich begegnete. Sie verstanden sich auf Anhieb bestens und verbrachten zwei Stunden miteinander.
Für sein aktuelles Album wählte der isländische Pianist mehrere Stücke aus ­Kurtágs­ mehrbändiger und bis heute anwachsenden Sammlung „Játékok“ (deutsch: „Spiele“) aus, darunter das dem Album seinen Titel gebende „Aus der Ferne“ sowie zwei von Kurtágs Bach-Transkriptionen. Diese Stücke ergänzte er mit einer Reihe von Werken, zu denen er als Kind eine besondere Beziehung hatte. Darunter finden sich Kompositionen von Mozart, Schumann, Brahms und Bartók, sowie isländische und ungarische Volkslieder. Last but not least hat Ólafsson auch drei eigene Transkriptionen auf das Album gepackt sowie eine Weltersteinspielung des englischen Komponisten Thomas Adès.
Als Kind standen Víkingur Ólafsson zwei verschiedene Tasteninstrumente zur Verfügung: der Steinway-Flügel seiner Eltern und ein altes Klavier mit einem warmen, romantischen Klang. Deshalb beschloss der isländische Pianist, das Repertoire gleich zweimal einzuspielen: einmal auf einem Steinway-Konzertflügel und einmal auf einem Kawai-Klavier, bei dem der Anschlag durch eine dünne Filzdecke gedämpft wird und das dadurch eine „flüsternde Intimität“ erhält. Auch hier orientiert er sich wieder an Kurtág, der ebenfalls eine Reihe von Klavierwerken mit Filzdämpfung aufgenommen hat.

Wiener Blut

Auf kaum einen lebenden Künstler trifft die Bezeichnung „Wiener Pianist“ so zu wie auf Rudolf Buchbinder. Nahezu sein ganzes Leben hat der mittlerweile 75 Jahre alte Künstler in der österreichischen Hauptstadt verbracht. Ob Haydn, Mozart, Beethoven oder Schubert, jahrzehntelang hat sich Buchbinder intensiv mit der Musik der Wiener Komponisten beschäftigt und unzähligen Platten mit deren Werken eingespielt. Da ist es nur konsequent, dass er nun ein Album herausgebracht hat, das ganz der Musik seiner Wahlheimat gewidmet ist. „Soirée de Vienne“ heißt es, nach den berühmten Abendgesellschaften im Wien des 19. Jahrhunderts. „So eine Soirée vor 150 Jahren hätte ich gerne einmal miterlebt“, bekennt Buchbinder, „Beethoven beim Fantasieren zuzuhören oder auch Mozart.“ Für sein Album suchte Buchbinder zum einen Originalwerke von Wiener Komponisten des 19. Jahrhunderts aus wie Beethovens Bagatelle op. 33 Nr. 5 oder Schuberts Impromptus D 899, zum anderen spielte er Transkriptionen ein. Da finden sich Werke von Johann Strauß wie der Walzer „Soirée de Vienne“­ in einer Bearbeitung von Alfred Grünfeld und die „Pizzicato-Polka“ in der Klavierfassung von Otto Schulhof, aber auch zwei Bearbeitungen von Franz Liszt: das „Liebeslied“ nach ­Robert Schumanns Lied „Widmung“ oder die „Valse-Caprice No. 6“ aus den „Soirée de Vienne“, die Liszt auf der Basis von drei Schubert-Walzern schrieb. Verwundert stellt man fest, dass Buchbinder auch einige Werke von Frédéric Chopin wählte. Dies erklärt er folgendermaßen: „Chopin ist einer der Komponisten, die mich zu Beginn meiner Karriere besonders begleitet haben. Ich habe seine Musik nie aus den Ohren verloren. Er ist für mich eine wesentliche Konstante meines Musizierens.“

Entdecken Sie diese und weitere Neuheiten in der DG-Playlist „Piano Masters“ auf Spotify und Apple Music.

Neu erschienen:

„Works by Rachmaninoff & Brahms“

Yuja Wang, Andreas Ottensamer, Gautier Capuçon

DG/Universal

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„Karol Szymanowski: Piano Works“

Krystian Zimerman

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„Soirée de Vienne“

Rudolf Buchbinder

DG/Universal

„From Afar“

Víkingur Ólafsson

DG/Universal (2 CDs)

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Langjährige Partnerschaft

Zwei Künstler, die ihre Karrieren eng mit der Deutschen Grammophon verbunden haben, sind Martha Argerich und Maurizio Pollini. Argerich veröffentlichte ihre erste Platte bei der DG bereits 1967, und Pollini, der dieses Jahr seinen 80. Geburtstag feiert, hatte sein Album-Debüt beim gelben Label 1972; seitdem ist er dort Exklusivkünstler. Beide produzierten dort Einspielungen, die bis heute als Referenzaufnahmen gelten. Von Argerich sind dies etwa die Klavierkonzerte von Chopin (Nr. 1), Ravel und Prokofjew (Nr. 3) und Ravels „Gaspard de la nuit“, bei Pollini die Chopin-Etüden, einzelne Beethoven-Sonaten sowie Strawinskis „Petruschka“ und Boulez’ zweite Klaviersonate.

Mario-Felix Vogt, 15.10.2022, RONDO Ausgabe 5 / 2022



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