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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Wird als sein eigener Nachfolger gehandelt: Michael Haeflinger hört 2025 auf in Luzern © Daniel Auf der Mauer/Lucerne Festival

Pasticcio

Anfang und Ende

Wie im Fußball oder in der Politik sollte man auch in der Kultur wissen, wann es Zeit ist, die Bühne zu verlassen. Wenn einen nämlich die Ideen, der Spielwitz, der Wagemut verlassen, kann es selbst für namhafteste Musikmanager schneller aus sein als man denkt. Bloß wann ist eben der richtige Zeitpunkt, um sich erhobenen Hauptes vom Publikum zu verabschieden? Für Michael Haeflinger, so hat er jetzt durchgerechnet und entschieden, soll es das Jahr 2025 sein. Dann soll Schluss sein, nach immerhin mehr als einem Vierteljahrhundert. Solange – genau gezählt sind es 26 Jahre – wird Haeflinger mit dem Lucerne Festival eines der namhaftesten Festivals geleitet haben. „Natürlich ist mir dieser Entscheid nicht leichtgefallen“, so der Langzeitintendant. In der dann doch wenig originell formulierten Stellungnahme heißt es weiter: „Zuerst werde ich mich jetzt aber in den kommenden drei Jahren mit unverändert großer Leidenschaft und Energie für das Festival einsetzen. Ich freue mich auf alles, was noch kommt.“ Dazu gehören dann etwa auch die drei neuen, von ihm angestoßenen Festivalprojekte „Lucerne Festival Forward“ für zeitgenössische Musik, ein Frühlings-Festival mit dem Lucerne Festival Orchestra sowie ein Klavierfest. Bis Ende 2023 soll dann Haeflingers Nachfolge geregelt sein. Wobei sich so manche Schweizer Kommentatoren vorstellen könnten, Haeflinger zum eigenen Nachfolger zu küren.
Im Fall einer anderen Personalie zeigt sich das Schweizer Feuilleton gleichermaßen meinungsstark. So resümiert die NZZ das erste Jahr von Serge Dorny als Intendant der Bayerischen Staatsoper in München mit eher gesenktem Daumen. „In Dornys Staatsopern-Tempel wähnt man sich bisweilen wie in einem kulturelitären Umerziehungslager“, liest man da. Und weiter: „Selbst der Internetauftritt oder die Saisonbroschüren der Staatsoper präsentieren sich in der Gestaltung so trocken und spröde wie Knäckebrot.“ Mit der Saison 2021/22 war Dorny von Lyon, wo er das Opernhaus zur ersten französischen Adresse machte, nach München gewechselt. Und die Erfolgsbilanzen seines Vorgängers Nikolaus Bachler markierten schon eine beachtliche Messlatte.
Doch den Start hatte sich Dorny ganz anders vorgestellt, wie er jetzt auch im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk zugeben musste. Die Ticket-Verkäufe sind anders als bisher kein Selbstläufer mehr (obwohl man immerhin von einer Auslastung von 90 Prozent spricht). Auch bei der Rekrutierung des Personals scheint es zu hapern. „Die Aushilfen sind einfach nicht da. Das übt natürlich einen Extradruck auf das feste Personal aus.“ Und selbst Tenor-Darling Jonas Kaufmann ist kein Kassenknüller mehr. So schienen Teile des erwarteten Publikums lieber auf die Wies´n gegangen zu sein als in die Oper, um Kaufmann als „Peter Grimes“ zu hören. Nicht, dass man Dorny irgendwann am Vierwaldstättersee, in Luzern begegnet?

Guido Fischer



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