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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Neuer Chefdirigent des Jerusalem Symphony Orchestra: Der Violinist Julian Rachlin © Julia Wesely

Pasticcio

Neustart im Gelobten Land

Daran hatte schon fast kaum einer mehr geglaubt, aber Ende letzten Jahres, am 20. Dezember, wurde tatsächlich für viele ein Traum war. An jenem Abend gab das Israel Philharmonic Orchestra erstmal wieder nach fast 80 Jahren ein Konzert in einem arabischen Land! Unter der Leitung von Chefdirigent Lahav Shani gastierte man in den Vereinigten Arabischen Emiraten, in Abu Dhabi. Und bevor man ein Mozart-Klavierkonzert sowie Mahlers 1. Sinfonie präsentierte, spielte man die Nationalhymnen beider Länder. Ein Moment, der – wie ein YouTube-Mitschnitt belegt – auch so manchen Musiker zu Tränen rührte. Zu verdanken war dieses nicht nur musikhistorische Ereignis dem sogenannten „Abraham-Abkommen“, mit dem seit 2020 die Beziehungen zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten normalisiert werden sollen. „Unser Auftritt in einem arabischen Land ist vielleicht ein kleiner Schritt auf dem Weg zu dem, was wir uns alle wünschen – Frieden“, so Lahav Shani gegenüber dem israelischen Nachrichtenportal Ynet. „Es mag ein kleiner Schritt sein, aber er ist sicherlich herzerwärmend. Musik ist eine Sprache der Kommunikation, eine universelle Sprache, die die Menschen verbindet, jenseits von Worten. Und diese Verbindung, die sie herstellt, ist unser bescheidener Beitrag.“
1936 wurde das Israel Philharmonic Orchestra vom legendären Geiger Bronislaw Huberman gegründet und gilt seitdem als führender Musikbotschafter seines Landes. Direkt dahinter folgt aber sogleich das Jerusalem Symphony Orchestra, das 1938 gegründet wurde. Wie das Israel Philharmonic Orchestra, so war auch das JSO von jeher magischer Anziehungspunkt für weltberühmte Musiker. Dazu gehörten Igor Strawinski, Leonard Bernstein und Arthur Rubinstein, aber auch Yehudi Menuhin, Mstislav Rostropowitsch, Pablo Casals und Isaac Stern. Aktueller Chefdirigent ist Steven Sloane.
Im kommenden Oktober wird es dann einen prominenten Stabwechsel geben. Dann nämlich tritt der bedeutende Geiger Julian Rachlin sein Amt als Chefdirigent und Music Director des Jerusalem Symphony Orchestra an. „Da ich in den letzten 35 Jahren regelmäßig in Israel aufgetreten bin, ist das Vertrauen, das die Musiker und die Stadt Jerusalem in mich gesetzt haben, von besonderer Bedeutung“, so Rachlin. Exklusiv ist Rachlin trotzdem nicht zu haben. Vielmehr wird er parallel durch die Welt jetten – als Chefdirigent auch des Kristiansand Symphony Orchestras (Norwegen), als Erster Gastdirigent des Turku Philharmonic Orchestras (Finnland) und als künstlerischer Leiter des Herbstgold Festivals im Schloss Esterházy im österreichischen Eisenstadt.

Guido Fischer



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