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N° 1353
13. - 24.04.2024

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am 20.04.2024



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(c) Martin Förster

Bachakademie Stuttgart

Kantaten-Visionär Bach

Ab Mai 2023 führt die Gaechinger Cantorey unter Leitung von Hans-Christoph Rademann alle 60 Kantaten aus Bachs erstem Leipziger Amtsjahr auf – das er vor genau 300 Jahren antrat.

Auf einmal musste alles ganz schnell gehen. Kaum hatte Johann Sebastian Bach aus Leipzig die Einladung zur Kantoratsprobe erhalten, war sein Genie gefragt und gefordert. Denn für das Probespiel um den vakanten Posten als Thomaskantor musste er rasch zwei Kantaten komponieren. Am 7. Februar 1723 präsentierte er in der Thomaskirche seine beiden Werke. Auf die Entscheidung musste er zwar dann noch drei Monate warten. Aber im Mai war es endlich so weit. In seiner Noch-Wirkungsstätte Köthen erhielt er die frohe Kunde, dass er mit Sack, Pack und der großen Familie nach Leipzig könne. Dienstbeginn wäre der Gottesdienst am 1. Sonntag nach Trinitatis, also der 30. Mai 1723. Natürlich war Bach pünktlich. Und mit „Die Elenden sollen essen“ BWV 75 erklang in der Nikolaikirche die erste Kantate seines ersten Leipziger Kantatenjahrgangs. Am 4. Juni 1724 endete Bachs erstes Amtsjahr. Und in den zurückliegenden 12 Monaten hatte er mit einem enormen Arbeitspensum beeindruckt. Was sich nicht zuletzt – und zum Glück für die Nachwelt – in sage und schreibe 60 Kantaten widerspiegelt, die er sogleich in den Kirchen St. Nikolai und St. Thomas auf­führte.
Im Mai 2023 jährt sich somit zum 300. Mal der Startschuss für ein weiteres epochales Kapitel in Bachs Schaffen. Und an dieses historische Ereignis erinnern jetzt die Internationale Bachakademie Stuttgart, ihr Leiter Hans-Christoph Rademann sowie die Gaechinger Cantorey mit dem einzigartigen Großprojekt „VISION.BACH“. Denn ab Mai wird man ein ganzes Jahr lang, bis zum Juni 2024, die insgesamt über sechzig Kantaten in 24 Konzerten in Kirchen und Konzertsälen Stuttgarts und der Umgebung aufführen.
„Es ist eine einmalige geschichtliche Chance, diesen unfassbar reichen ersten Leipziger Kantatenjahrgang genau dreihundert Jahre später noch einmal in Gänze zu spielen und für unser heutiges Publikum erlebbar zu machen“, so Rademann. Dabei wird man die Kantaten nicht nur in der Reihenfolge ihrer Entstehung präsentieren, sondern auch annähernd am originalen Aufführungstermin. Zu den Aufführungsorten zählen neben den Kirchen und der Liederhalle in Stuttgart die Gotteshäuser in Tübingen, Ludwigsburg, Herrenberg, Esslingen und Heilbronn. Und zu den handverlesenen Vokalsolisten werden u.a. Sopranistin Dorothee Mields, Countertenor Alex Potter sowie Tenor Benedikt Kristjánsson gehören.
In den insgesamt 24 Konzerten, die allesamt für eine umfangreiche CD-Dokumentation von „VISION.BACH“ mitgeschnitten werden, macht das Musikerteam um Hans-Christoph Rademann seinem Ruf als einer der weltweit führenden Bach-Botschafter alle Ehre. Zugleich lädt man Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ein, die in Interviews oder Vorträgen auch die Kantatentexte näher beleuchten und auf ihre Aktualität hin befragen. „Mit Bach das Leben begreifen“, lautet schließlich der Grundgedanke von „VISION.BACH“. Und wer darauf einen entsprechenden Vorgeschmack bekommen möchte, der hat dazu bereits bei der im März stattfindenden „Bach-Woche“ die Gelegenheit. Dann nämlich werden die Gaechinger Cantorey und Hans-Christoph Rademann jene beiden Bach-Kantaten aufführen, mit denen er sich einst erfolgreich um den Leipziger Posten beworben hatte.

Bachakademie Stuttgart
„VISION.BACH“
Mai 2023 bis Juni 2024
www.bachakademie.de

Guido Fischer, 25.02.2023, RONDO Ausgabe 1 / 2023



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