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(c) Frank Bonitatibus
Als Georg Friedrich Händel 1711 sich in London dem Publikum mit seiner ersten Oper „Rinaldo“ vorstellte, war das Publikum aus dem Häuschen. Auch dank der Sangeskunst des neapolitanischen Kastraten Nicola Grimaldi, der in der Titelpartie das berühmte Lamento „Cara sposa“ nur so hingeschmachtet haben muss. Doch so glänzend Händel in seiner neuen Heimat direkt durchstartete, so musste er sich schon bald den Ruhm mit dem Kollegen Giovanni Battista Bononcini teilen. Und was die konkurrierenden Fan-Lager dachten, hat damals John Byrom in einem Epigramm festgehalten: „Manche sagen, verglichen mit Bononcini / Sei Herr Händel nur ein armer Tropf. / Andere behaupten, Bononcini sei kaum würdig, / für Händel eine Kerze zu halten. / Merkwürdig, dass ein solcher Streit entsteht / Um Dideldum und Dideldi.“
Ums „Dideldum und Dideldi“ geht es jetzt auch bei den diesjährigen Händel-Festspielen in Halle (Saale). Und natürlich kommt im prallvollen und prominent bestückten Programm der Zwist zwischen Händel und Bononcini nicht zu kurz. Tenor Marco Angioloni und das Ensemble Il Groviglio sowie Jakub Józef Orliński mit der Capella Cracoviensis stellen in ihren jeweiligen Konzerten die damaligen musikalischen Kampfhähne erneut gegenüber. Ein Vergleich lohnt sich, auch wenn für Besucher der Händel-Festspiele selbstverständlich schon lange feststeht, wer damals als Sieger hervortrat.
Im Zentrum der Festspiel-Ausgabe steht aber dann doch das Musiktheaterschaffen des großen Sohns der Stadt. „Wir möchten daran erinnern“, so Festspiel-Intendant Clemens Birnbaum, „dass der Komponist in London wiederholt Schwierigkeiten hatte und reagieren musste, damit seine italienischen Opern vom Publikum erfolgreich angenommen wurden.“ Gleich ein halbes Dutzend absoluter Meisterwerke des unerreichten Londoner Opernkönigs stehen diesmal in zum Teil Neuinszenierungen auf dem Programm. Zu den Wiederaufnahmen gehört „Orlando“ mit Countertenor Xavier Sabata – der zudem mit „Rinaldo“ sein Regie-Debüt geben wird. Unter den Neuinszenierungen findet sich Händels Pasticcio "Alessandro Severo" mit Raffaele Pe und Hana Blažíková in den Hauptpartien. Und bei der von Louisa Proske inszenierten und von Attilio Cremonesi dirigierten Eröffnungspremiere des „Serse“ übernimmt die italienische Mezzosopranistin Anna Bonitatibus die Titelpartie – bevor diese „Anti-Diva“, wie sie sich gerne bezeichnet, im Anschluss nicht allein für ihren seit Jahrzehnten makellosen Händel-Gesang mit dem „Händel-Preis“ geehrt wird.
Auf dem besten Weg, sich irgendwann ebenfalls in die Preisträger-Liste einzutragen, sind aber auch längst Anna Prohaska, Bejun Mehta, Julia Lezhneva, Raffaele Pe und Julian Prégardien, die diesmal mit facettenreichen Recitals und Konzerten gastieren. Zu den vielen weiteren Highlights gehört zudem nicht nur die traditionelle Aufführung des „Messiah“, den diesmal der Händel-Preisträger Wolfgang Katschner in der Taufkirche Händels dirigieren wird. Erneut schlagen internationale Musiker wie die japanische Ausnahmepianistin Makiko Hirabayashi sowie der Schweizer Jazz-Vibrafonist Thomas Dobler eine Brücke zwischen Händel, Jazz, Weltmusik und Pop.
Händel-Festspiele Halle 2023
26. Mai – 11. Juni: „Die Oper: Streit um Dideldum und Dideldi“
www.haendelhaus.de
Tickets: +49 (345) 565 27 06
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