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N° 1354
20. - 29.04.2024

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am 27.04.2024



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Jan Lisiecki und das Norwegian Chamber Orchestra (c) Euishin Kim

Deutsche Grammophon

Musik für alle Sinne

Auf seiner Streaming-Plattform „STAGE+“ etabliert das Traditionslabel eine neue Bühne für seine Stars.

Mit der Zeit gehen und sich den Hör- und Sehgewohnheiten anpassen. Das ist zum 125-jährigen Jubiläum der Deutschen Grammophon noch ebenso gültig wie in den Pioniertagen der Tonträger, als es endlich möglich wurde, sich die großen Interpretinnen und Interpreten auf Schellack oder Vinyl in die eigenen vier Wände zu holen. Und auch wenn die Schallplatte mit Reihen wie „Original Source“ bei Audiophilen mittlerweile eine kleine Renaissance feiert, lassen sich die Augen nicht davor verschließen, dass auf den internationalen Märkten auch der Konsum immer mehr auf digitalem Wege stattfindet. In Ländern wie den USA oder in Skandinavien sind es bereits mehr als 80 Prozent. Und auch hierzulande erfuhr das Streamen in der Pandemie-Zeit einen ordentlichen Boost.
Man hat sich daran gewöhnt, Vorstellungen der New Yorker Met und Konzerten aus dem Wiener Musikverein oder der Elbphilharmonie bequem vom heimischen Sofa aus zu folgen. Und genau hier setzt die Deutsche Grammophon nun mit STAGE+ an – einer neuen Streaming-Plattform, die nicht nur Zugriff auf einen Großteil des umfangreichen Audio-Archivs erlaubt, sondern das Schaffen einzelner Künstler und Künstlerinnen in größerem Kontext abbildet.
„Wir sind der erste und bislang einzige Service, der sowohl Video als auch Audio konsequent und organisch miteinander verbindet“, wie DG-President Dr. Clemens Trautmann im Gespräch verrät. Die besondere Stärke der Plattform liegt für ihn vor allem in der Möglichkeit „Geschichten zu erzählen.“ Stories, die neben dem aktuellen Album gleichzeitig einen Blick ins Archiv erlauben. Ergänzt durch Dokumentationen, Interviews und Konzert-Mitschnitte. Ein Rundum-Paket, für das sich Fans bislang neben dem Streaming-Dienst ihres Vertrauens zusätzlich durch die gängigen Video-Plattformen und Mediatheken klicken mussten, wie Robert Zimmermann als Vice President Consumer Business anmerkt. „Im Fernsehen findet die Klassik immer seltener zur besten Sendezeit statt, sondern wird in die Spartenkanäle oder gleich auf die digitalen Plattformen geschoben, weil sie leider nicht die großen Quoten erzielt. Dieser Entwicklung muss man sich stellen.“

Klassische Musik, in immer neuen Kontexten erzählt

Daher findet sich seit Ende letzten Jahres nun ein breit gefächertes digitales Angebot auf der hauseigenen Plattform. Und das positive Feedback, sowohl von Seiten der Klassik-Fans als auch intern, stimmt Dr. Clemens Trautmann zuversichtlich. „Uns ist auch die Perspektive der Künstlerinnen und Künstler wichtig. Aber bei denen haben wir offene Türen eingerannt und werden fast schon mit Ideen überschwemmt, was man noch machen könnte und wie sich ein neues Projekt inszenieren lasse.“
Dass STAGE+ nicht den gesamten Backkatalog beinhaltet, ist dabei durchaus intendiert. Das Label will keine unübersichtliche Flut von Aufnahmen, bei der Quantität über Qualität steht und in der man leicht den Überblick verliert. Vielmehr strukturiert sich das Angebot in speziell kuratierten Themenschwerpunkten, angelehnt an Jubiläen und Gedenktage, oder Retrospektiven im Fahrwasser neuer Veröffentlichungen. Anlässe gibt es genug, die das Portfolio permanent wachsen lassen. So unter anderem der anstehende World Piano Day am 29. März, der ein digitales Klavierfestival einleitet, bei dem ­neben Jan Lisiecki oder Kit Armstrong auch Yuja Wang zu erleben ist, die den 150. Geburtstag von Rachmaninow in Los Angeles mit einer Gesamtaufführung seiner Klavierkonzerte feiert. Der Hauptfokus liegt dabei vor allem auf den aktuell aktiven Klassikstars, neben denen aber auch ikonische Aufnahmen aus 125 Jahren Deutsche Grammophon beleuchtet und so neuen Generationen nähergebracht werden. Benutzerfreundlich aufgearbeitet mit Hintergrundinformationen und Empfehlungen zum Weiterhören, die jeden Track zur potentiellen Einstiegsdroge machen.
Zusätzlich aufgewertet wird diese audiovisuelle Bibliothek darüber hinaus noch mit einem wöchentlichen Live-Event, dem sich dank Countdown entgegenfiebern lässt. Übertragen natürlich in Echtzeit, inklusive zweier Wiederholungen als Zugeständnis an die Fans in Asien und den USA. „Das Live-Erlebnis gehört zur Musik dazu. Jedes Konzert ist etwas Besonderes, das so nur ein Mal stattfindet.“ Dessen ist sich auch Robert Zimmermann bewusst. „Aber für die Interpreten bedeutet das natürlich immer Adrenalin und einen zusätzlichen Stressfaktor. Vor allem wenn es dann für jeden abrufbar im Netz steht.“ Aus diesem Grund gehen die Live-Streams im Anschluss ebenso in die Nachbearbeitung wie jede andere Veröffentlichung auch, ehe die Momentaufnahme dem Archiv des jeweiligen Künstlers hinzugefügt werden. Denn auch hier gilt der selbst gesetzte Qualitätsanspruch.
Highlights der exklusiven Reihe von Live-Events, zu deren Start Víkingur Ólafsson in Reykjavík am Flügel Platz nahm, beinhalten etwa die Abschiedstournee des Emerson String Quartet im Prager Rudolfinum, den 80. Geburtstag von Sir John Eliot Gardiner, sowie den Start eines groß angelegten Mahler-Zyklus mit Andris Nelsons und den Wiener Philharmonikern.
Mit an Bord sind bei STAGE+ zahlreiche prominente Partner­insti­tutionen. Ein echter Coup gelang etwa mit der neuen „Ring“-Produktion vom Grünen Hügel, die hier ihre Streaming-Premiere feierte. Als weiterer interessanter Farbtupfer im Bayreuther Video-Archiv, das durch die Kooperation weiter wachsen soll. Und auch das Concertgebouw Amsterdam, das Leipziger Gewandhaus oder das Rheingau Musik Festival, die in der Vergangenheit bereits eigene Erfahrungen mit der digitalen Vermarktung gemacht haben, verstärken durch die Zusammenarbeit mit dem weltweit agierenden Label nun noch einmal ihre Reichweite. Eine Win-Win-Situation, nicht nur für Robert Zimmermann. „STAGE+ ist nicht primär fürs Handy konzipiert, wie die meisten anderen Audio Streaming Plattformen. Natürlich kann man sich ein Album in höchster Qualität so anhören, aber wir wollen in erster Linie ein hochwertiges Erlebnis fürs Wohnzimmer anbieten. Deshalb ist es uns wichtig, auf allen Geräten verfügbar zu sein, als TV-, Mobil- und Web-App. Das wollen wir nach dem Start auf AppleTV nun konsequent für AndroidTV und alle SmartTV Geräte ausbauen.“
Selbstverständlich auf technisch höchstem Niveau. Wie alle Anbieter, die etwas auf sich halten, setzt auch STAGE+ auf Lossless-Formate, mit zahlreichen Alben in Hi-Res und sogar Dolby Atmos, um sich das Konzerterlebnis so original­getreu wie möglich ins eigene Wohnzimmer zu holen. Und ein Ausprobieren lohnt sich allein deshalb schon, weil sich endlich auch mal große Brocken wie ein erster Akt „Götterdämmerung“ oder die großen Mahler-Sinfonien ohne lästigen CD-Wechsel genießen lassen.

www.stage-plus.com

Tobias Hell, 25.03.2023, RONDO Ausgabe 2 / 2023



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