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Dirigent Erik Nielsen (c) Michael Novak
Ende des letzten Jahrtausends wurde Erl in der Tiroler Provinz zu einem Ort, in dem Wagners Opern ein neues künstlerisches Zuhause fanden. Der Passionsspielort bot mit dem Passionsspielhaus die auch akustisch perfekte Bühne für Wagner. 1998 und damit vor genau 25 Jahren rief Gustav Kuhn hier die Tiroler Festspiele Erl ins Leben. Bei der feierlichen Eröffnung formulierte Gerard Mortier in seiner Eröffnungsrede einen Grundgedanken der Festspiele. So merkte er an, dass Festspiele auch außerhalb der Großstädte in kleinen Orten Menschen mit großen Kunstwerken begeistern sollten. Und genau diesen Weg verfolgen die Tiroler Festspiele Erl seitdem erfolgreich. Unter Bernd Loebe, der 2019 die Künstlerische Leitung übernommen hat steht weiterhin Wagner im Mittelpunkt. Dennoch kommen regelmäßig die unterschiedlichsten Genres und Spielarten zu ihrem Recht – vom Orchesterkonzert über den Jazz und der Musik des 20. Jahrhunderts bis hin zu musikliterarischen Abenden.
So darf keine Sommerausgabe der Festspiele ohne einen Auftritt der legendären österreichischen Musicbanda Franui vergehen. Für die Jubiläumsausgabe hat man mit dem Puppenspieler und Kunstpfeifer Nikolaus Habjan eine Hommage an den großen Liedkomponisten, Menschenkenner und Wortakrobaten Georg Kreisler ersonnen. Ebenfalls fast ein Stammgast ist der Jazzkomponist Christian Muthspiel. Von ihm ist das abendfüllende, im Sommer 2022 in der Oper Graz als inszeniertes Theaterkonzert uraufgeführte Werk „La melodia della strada“ zu erleben.
Was aber wäre Erl ohne Wagner! Gleich den ersten „Ring“ seiner Intendanz hat Bernd Loebe in die Hände einer Kultsängerin gelegt, die auch als Regisseurin längst Erfolge feiert. 2021 gab Brigitte Fassbaender den Startschuss für eine neue szenische Einrichtung der Tetralogie. Dieses laut Fassbaender „bahnbrechende, visionäre, bis in unsere Zeit gültige Menschheits- und Endzeitdrama“ findet nun 2023 seine Fortsetzung. Mit „Siegfried“ und „Götterdämmerung“ feiern nämlich gleich zwei „Ring“-Teile Premiere und bringen das Werk zum Abschluss. Am Pult des Orchesters und Chors der Tiroler Festspiele Erl steht wie schon in den beiden Jahren zuvor wieder Erik Nielsen. Als dritte Festival-Oper werden zudem wegen des großen Erfolgs bei den Sommerfestspielen 2021 Engelbert Humperdincks „Königskinder“ wiederholt – mit Dirigent Karsten Januschke.
Mit dem neuen Festspielhaus Erl, das vor zehn Jahren eröffnet wurde, hat man nun zugleich den akustisch optimalen Rahmen auch für großartige Konzerte. Bariton Konstantin Krimmel singt Franz Schuberts „Schwanengesang“. Die Camerata Salzburg spielt zusammen mit Pianist Fazıl Say und der Geigerin Veronika Eberle auf. Die Wiener Sängerknaben geben ein Konzert anlässlich ihres 525-jährigen Bestehens. Und das Schumann Quartett verbündet sich für einen musikliterarischen Abend mit Martina Gedeck. Auf solchem Niveau lässt sich in Erl würdig das Jubiläum feiern.
Tiroler Festspiele Erl im Sommer
6. bis 30. Juli
www.tiroler-festspiele.at
Tickets: +43 (53 73) 8 10 00 20
Guido Fischer, 25.03.2023, RONDO Ausgabe 2 / 2023
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