home

N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Startseite · Interview · Gefragt

(c) Gustav Eckart

Yaara Tal & Andreas Groethuysen

Und es ward Klang

Das renommierte Klavierduo begibt sich auf Schatzsuche im Raritätenkabinett der französischen Romantik.

Als sich die Israelin Yaara Tal und der Münchner Andreas Groethuysen 1985 für ein Konzert zum provisorischen Doppel am Klavier zusammenschlossen, ahnten sie noch nicht, dass sie damit die Initialzündung für eine der erfolgreichsten Klavierduo-Karrieren unserer Zeit tätigten. Mittlerweile haben die zwei Pianisten alle wichtigen Bühnen dieser Welt bespielt und über 40 CDs aufgenommen. Dabei haben sie sich zum einen mit den Standardwerken für Klavierduo von Schuberts oder Brahms auseinandergesetzt, doch da beide Künstler sehr neugierig sind, haben sie sich zum anderen immer wieder auch Stücken aus dem Raritäten-Kabinett gewidmet, sei es von Richard Wagner, Charles Koechlin oder dem Zeitgenossen Reinhard Febel (*1952).

Externer Inhalt - YouTube

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Videoplayers können personenbezogene Daten an den Dienst YouTube übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.



Auch auf ihrem neuen Album „Avec esprit“ sind Tal & Groethuysen wieder mit kaum bekannten Werken zu hören. Wie der Titel bereits nahelegt, dreht sich dieses um französische Komponisten. „Die pianistische Herangehensweise an französische Musik ist einfach ganz anders als an deutsches Repertoire“, erklärt Yaara Tal, „deswegen stellen wir uns von Zeit zu Zeit dieser Herausforderung“. „Der Klang hat in der französischen Musik einfach einen höheren Stellenwert als in der Musik der meisten anderen Nationen“, ergänzt Andreas Groethuysen. Bei der Stückauswahl für das aktuelle Album beschränkt sich das Duo auf hoch- und spätromantische Musik, die zwischen 1874 und 1910 entstand, etwa von Louis Théodore Gouvy. Zu ihm hat das Klavierduo eine besondere Beziehung, wie Andreas Groethuysen erklärt: „Wir waren die ersten Musiker überhaupt, die diesem Komponisten Anfang der 90er Jahre eine ganze CD gewidmet haben.“ Neben zahlreichen Orchesterwerken hat er auch Klavierstücke zu vier Händen komponierte, aus denen die beiden Pianisten die Klaviersonate d-Moll auswählten, sowie die „Variationen über Lilli Bulléro“, die vermutlich auf einem irischen Volkslied aus dem 17. Jahrhundert aufbauen.

Wenig bekannt ist, dass der berühmte Geiger und Komponist Eugène Ysaÿe einen Bruder hatte, der Pianist war und ebenfalls komponierte. Théophile Ysaÿe heißt er und ist ebenfalls mit einem Variationenwerk auf der CD vertreten. In seiner opulenten Klanglichkeit erinnert es an die Tonsprache César Francks, weist jedoch auch skizzenhaft-impressionistische Züge auf. Von Camille Saint-Saëns stammt wohl das bekannteste Stück des Albums: die klassizistisch anmutenden „Beethoven-Variationen“, denen ein Thema aus dem Menuett von Beethovens Klaviersonate Es-Dur op. 31 Nr. 3 zugrunde liegt. Und ganz am Ende der CD findet sich schließlich das unbekannteste Werk des Albums: das ebenso mitreißende wie charmante Stück „Tourbillon“. Es ist Saint-Saëns gewidmet und stammt aus der Feder der Komponistin Marguerite Mélan-Guéroult. Tal & Groethuysens Aufnahme von diesem Werk stellt die Weltersteinspielung desselben dar. Die Komponistin ist so sehr in Vergessenheit geraten, dass nicht einmal ihre Lebensdaten zu ermitteln waren. Kurioserweise ist ihre Existenz nur noch durch eine Büste dokumentiert.

Neu erschienen:

Louis Théodore Gouvy, Théophile Ysaÿe, Marguerite Mélan-Guéroult und Camille Saint-Saëns

„Avec esprit“ – Klaviermusik für zwei Klaviere

Yaara Tal & Andreas Groethuysen

Sony

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen.

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Mario-Felix Vogt, 25.03.2023, Online-Artikel



Kommentare

Kommentar posten

Für diesen Artikel gibt es noch keine Kommentare.


Das könnte Sie auch interessieren

Fanfare

Manchmal muss man die Wiener Staatsoper richtig lieb haben. Nicht nur, dass sie unter der bisher […]
zum Artikel

Pasticcio

„Scheishäusel den 12. Juli“

Schon als Zehnjähriger hatte Mozart einen gehörigen Schalk im Nacken. Zumindest hinter […]
zum Artikel

Pasticcio

Three-Two-One …

Meldungen und Meinungen der Musikwelt

Alle Jahre bietet das altehrwürdige Auktionshaus „Sotheby’s“ in London auch kleinere […]
zum Artikel


Abo

Top